Anita Ekberg – Wikimedia Commons
Gestern habe ich seit langem wieder mit meiner schwedischen Freundin Eva telefoniert. Ich fragte sie, ob sie nicht irgendein Klischee kennen würde, mit dem sie selbst im Ausland konfrontiert wird – und nach kurzer Überlegung fiel ihr auch sofort eines ein.
„Im Ausland glaubt man, ich wäre locker, unkompliziert und leicht zu haben“, erzählte sie mir. Wie viele Schwedinnen ist auch Eva bei vielen Männern, besonders in südlichen Regionen, beliebt. Denn sie entspricht dem Klischee: Sie ist attraktiv, blauäugig und naturblond.
Aber warum glauben eigentlich so viele Menschen, dass eine echte Schwedin blond sein muss?
Keine Frage, der Anteil an hellen Schöpfen ist in Skandinavien natürlich höher als in Italien oder Spanien. Aber es gibt eben auch genauso viele brünette Frauen, die grüne oder gar braune Augen haben.
Ich habe daraufhin etwas recherchiert und bin auf einen Artikel gestoßen, in dem es heißt, ein Film, der 1960 erschienen ist, hätte den Mythos der hellblonden und leicht zu habenden schwedischen Frau in Europa verbreitet. Es war der italienische Schwarz-Weiß-Film „La Dolche Vita“ oder auch „Das süße Leben“. Darin verzauberte die blonde Schauspielerin Anita Ekberg die Männerwelt und galt fortan als Sexsymbol.
Viele Filme der gleichen Machart folgten – und immer gab es eine attraktive Quotenschwedin, die als besonders lasziv dargestellt wurde.
Aber können es wirklich Filme der 60er und 70er Jahre sein, die dieses Klischee dermaßen gefestigt haben? „Ich bin mir nicht sicher“, meinte Eva. „Vielleicht liegt es daran, dass dunkelhaarige Südländer in der Regel sowieso auf blonde Frauen stehen und diese gern ansprechen. Das erklärt aber nicht, warum sie in strikter Regelmäßigkeit die Augenbrauen anheben und verschmitzt grinsen, wenn sie hören, woher man kommt.“
Sie glaubt, viele Schwedinnen hätten das ausländische Bild von sich selbst noch unbewusst verstärkt, indem sie sich im Urlaub immer sehr ausgelassen und verrückt geben. Das liegt ihrer Meinung aber weniger an ihrer wahren Natur, als daran, dass man die Tatsache, dass es billigen Alkohol gibt, auch voll ausnutzen muss. Und ab einer gewissen Promillezahl dreht man natürlich auf.
„Aber was glaubst du persönlich denn? Sind Schwedinnen leichter zu haben, als Frauen in anderen Ländern?“, habe ich sie gefragt. Kurze Bedenkzeit, dann folgte ein leises Kichern: „Nein, eher im Gegenteil. Genauso oft, wie ich mit dem Glauben konfrontiert werde, ich wäre leicht zu haben, höre ich auch, dass wir Skandinavier unterkühlt und arrogant wären und dass man sich an uns die Zähne ausbeißt. Das ist doch merkwürdig, oder?“
Nicht unbedingt. Vielleicht ist es ja genau das. Denn welche Frau könnte mehr Begehren auslösen und ein besseres Sexsymbol abgeben, als eine, die nicht nur äußerst attraktiv und lebensfroh ist, sondern dabei auch noch jederzeit unnahbar bleibt?
Autor(in): Nicole Schmidt – text.assistant@yahoo.de
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