Von Sveaborg zu Suomenlinna – Die Seefestung vor Helsinki

Blick auf die Seefestung Suomenlinna/Sveaborg. Foto: Migro /commons.wikimedia.org/

Blick auf die Seefestung Suomenlinna/Sveaborg. Foto: Migro /commons.wikimedia.org/

 

In Sichtweite zur finnischen Hauptstadt Helsinki liegt die Seefestung Suomenlinna. Vor über 250 Jahren als „Sveaborg“ von Schweden zum Schutz der östlichen Grenze gegründet, wuchs das Bollwerk zu einer der größten maritimen Festungsanlagen weltweit – von Zeitgenossen auch als „Gibraltar des Nordens“ bezeichnet. Später richteten sich die Kanonen gen Westen – unter russischer Herrschaft. Heute, nach bewegter Geschichte, ist Suomenlinna eines der beliebtesten Ausflugsziele Finnlands und ein kultureller Schatz: Suomenlinna, die „Finnenburg“ ist UNESCO-Weltkulturerbe.

15 bis 20 Minuten dauert die Überfahrt mit der Fähre vom Marktplatz Kauppatori zur der Inselgruppe auf der sich Suomenlinna erstreckt. Ein Weg, den jährlich Hunderttausende nehmen – Touristen wie Einheimische – um in die wechselvolle Geschichte der Seefestung vor Helsinki einzutauchen oder sich einfach zu entspannen. Mit Cafés und Restaurants, Museen und Galerien, Parks, Sommertheater und Weihnachtsmarkt im Winter sowie Eislaufen zwischen den Inseln ist Suomenlinna ein Naherholungsgebiet für gestresste Helsinkier und ein recht lebendiges Welterbe. Auch weil rund 850 Einwohner das frühere Sveaborg, den heutigen Stadtteil Suomenlinna bewohnen und 400, im Sommer bis zu 500 Menschen hier Arbeit finden.

Festungsanlagen über acht Inseln

Die Seefestung erstreckt sich über insgesamt acht Inseln im Schärengarten vor Helsinki. Wobei sich der Hauptteil der Anlage auf fünf Inseln beschränkt, die mit Ausnahme des Marineschulestandortes Pikku-Musta zugänglich sind. Das Areal umfasst 80 Hektar Land- sowie 80 Hektar Wasserfläche. Davon 160.000 Quadratmeter nehmen Gebäude ein. 200 an der Zahl. Einst gefürchtet machen heute noch 105 Kanonen Eindruck und gewinnen Besucher beim Anblick der insgesamt sechs Kilometer langen Schutzmauern eine Vorstellung von der Schlüsselstellung der Festung in der östlichen Ostsee. Sveaborg galt als uneinnehmbar – und gilt als Schwedens teuerste Verteidigungsanlage aller Zeiten.

Die Seefestung diente drei Ländern

Markante Mauern: Suomenlinna von der Seeseite. Foto: Michal Pise /commons.wikimedia.org/ (CC BY 2.0)

Markante Mauern: Suomenlinna von der Seeseite. Foto: Michal Pise /commons.wikimedia.org/ (CC BY 2.0)

1748 begannen unter Kontrolle des späteren schwedischen Feldmarschalls Augustin Ehrensvärd die Arbeiten an dem Bollwerk auf den bis dahin unbewohnten Inseln vor Helsinki. Sveaborg sollte eine Verteidigungsbastion gegen das erstarkende Russland, dessen Rolle im Ostseeraum seit der Gründung Sankt Petersburgs wuchs, sein. Die Finnen nannten die Festung Viapori.

Im russisch-schwedischen Krieg von 1808/09 fiel die „Schwedenburg“ in russische Hände. Zunächst besetzten russische Truppen im März 1808 Helsinki und machten sich an die Belagerung Sveaborgs. Es wäre wohl ein langwieriges Unterfangen geworden, hätte der Festungskommandant Carl Olof Cronstedt nicht nach Verhandlungen kapituliert und am 3. Mai 1808 die Inselburg kampflos dem Gegner überlassen. Der Auszug aus Sveaborg bedeutete das Ende der 600-jährigen schwedischen Herrschaft über Finnland. Für die nächsten gut 100 Jahre herrschte Russland auf der Festung und in Finnland.

1918, nach der Unabhängigkeitserklärung Finnlands und finnischem Bürgerkrieg, übernimmt die finnische Regierung Sveaborg. Die junge Nation benennt die Festung in Suomenlinna um. Nun diente die Festung dem dritten Land als Verteidigungsbastion und Militärbasis – verlor als solche nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend an Bedeutung. 1973 wechselte die Verwaltung Suomenlinnas vom Verteigungs- zum Bildungs- und Kulturministerium.

Nach wie vor gilt die Seefestung vor Helsinki als hervorragendes Beispiel europäischer Festungsarchitektur. Als solches wurde Suomenlinna/Sveaborg 1991 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Mehr dazu unter www.suomenlinna.fi.

Autor(in): Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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