Ulf Lundells „Öppna Landskap“: Schwedens heimliche Nationalhymne

Ulf Lundell bei einem Konzert 2005

Nationalhymnen sind oft ein heikles Thema – gerade bei uns Deutschen. Pathetische und oftmals geradezu blutrünstige Texte mögen bei manchen Hymnen nicht mehr so recht in unsere Zeit passen. Man schaue sich zum Beispiel mal die Hymnen der USA (Zitat: „And the rocket’s red glare, the bombs bursting in air“) oder unseres Nachbarn Frankreich  (Zitat: „Zu den Waffen, Bürger! Schließt die Reihen, vorwärts marschieren wir! Das unreine Blut tränke unserer Äcker Furchen!“) an.

Da haben es die Schweden mit ihrer Hymne eigentlich gar nicht so schlecht getroffen. In deren Text ist von der immerwährenden Liebe zu diesem besonderen Land die Rede. Trotzdem: Etwas Pathos darf auch hier nicht fehlen (Zitat: „ Mit Gott werd‘ ich kämpfen, für Haus und für Hof, für Schweden, die geliebte Heimaterde“).

1982 jedoch gelang es dem schwedischen Rockmusiker Ulf Lundell einen Text zu schreiben, der, wie wohl kein anderer, die schwedische Seele in Worte fasst. Sein Song „Öppna Landskap“ beschreibt auf relativ sachliche Art und doch geradezu herzergreifend – und nicht ohne ein gewisses Augenzwinkern – wie sich ein typischer Schwede das Leben in seinem Land wünscht. Es kommt alles vor, was wir Schwedenfans kennen und meist auch lieben: Von der Ruhe, dem Meer und der Natur bis zum Schnapsbrennen.

Von Lundells Song fühlten sich viele Schweden angesprochen – und besser repräsentiert als von der offiziellen Hymne. So kam schon bald die Forderung auf, „Öppna Landskap“ als neue Nationalhymne einzuführen. Ganz soweit kam es nicht, und doch: Seither gilt der Song als inoffizielle Hymne des Landes. Fast jeder kennt ihn, fast jeder liebt ihn, fast jeder kann ihn mitsingen.

Zum Vergleich folgen die Texte der beiden Hymnen, jeweils mit Übersetzung. Bildet Euch gerne Euer eigenes Urteil.

 

Du gamla, Du fria

Melodie aus einem alten Volkslied

Text:    Richard Dybeck (Strophe 1+2, 1844); Louise Ahlén (Strophe 3+4, 1910)

 

 

Du gamla, Du fria, Du fjällhöga nord

Du tysta, Du glädjerika sköna!

Jag hälsar Dig, vänaste land uppå jord,

Din sol, Din himmel, Dina ängder gröna.

 

Du tronar på minnen från fornstora dar,

då ärat Ditt namn flög över jorden.

Jag vet att Du är och Du blir vad Du var.

Ja, jag vill leva jag vill dö i Norden.

 

Jag städs vill dig tjäna mitt älskade land,

din trohet till döden vill jag svära.

Din rätt skall jag värna, med håg och med hand,

din fana, högt den bragderika bära.

 

Med Gud skall jag kämpa, för hem och för härd,

för Sverige, den kära fosterjorden.

Jag byter Dig ej, mot allt i en värld

Nej, jag vill leva jag vill dö i Norden.

 

 

 

 

 

Du alter, du freier, du gebirgiger Norden

Du stiller, du freudenreicher Schöner!

Ich grüße dich, lieblichstes Land der Erde,

Deine Sonne, deinen Himmel, deine grünen Wiesen.

 

Du thronst auf Erinnerungen großer, vergangener Tage,

da dein Name geehrt durch die Welt flog.

Ich weiß, dass du bist und du bleibst, was du warst.

Ja, ich will leben, ich will sterben im Norden.

 

Ich will dir stets dienen, mein geliebtes Land,

Dir will ich Treue bis zum Tode schwören.

Dein Recht will ich schützen, mit Herz und mit Hand,

deine Fahne, deine heldenreiche hoch halten.

 

Mit Gott werd‘ ich kämpfen, für Haus und für Hof,

für Schweden, die geliebte Heimaterde.

Ich tausche dich nicht, gegen alles in der Welt.

Nein, ich will leben, ich will sterben im Norden.

 

 

 

Öppna Landskap

Text und Musik: Ulf Lundell (1982)

 

Jag trivs bäst i öppna landskap,nära havet vill jag bo,

några månader om året, så att själen kan få ro.

Jag trivs bäst i öppna landskap, där vindarna får fart.

Där lärkorna slår högt i skyn, och sjunger underbart.

Där bränner jag mitt brännvin själv, och kryddar med Johannesört,

och dricker det med välbehag, till sill och hembakt vört.

Jag trivs bäst i öppna landskap, nära havet vill jag bo.

 

Jag trivs bäst i fred och frihet, för både kropp och själ,

ingen kommer in i min närhet, som stänger in och stjäl.

Jag trivs bäst när dagen bräcker, d’r fälten fylls av ljus,

när tuppar gal på avstånd, när det är långt till närmsta hus.

Men ändå så pass nära, att en tyst och stilla natt,

när man sitter under stjärnorna, kan höra festens skratt.

Jag trivs bäst i fred och frihet, för både kropp och själ.

 

Jag trivs bäst när havet svallar, och måsarna ger skri,

när stranden fylls med snäckskal, med havsmusik uti.

När det klara och det enkla, får råda som det vill,

när ja, är ja, och nej, är nej,och tvivlet tiger still.

Då binder jag en krans av löv, och lägger den runt närmaste sten,

där runor ristats för vår skull, nån gång för länge sen.

Jag trivs bäst när havet svallar, och måsarna ger skri.

 

 

 

 

 

Ich fühle mich am wohlsten in offener Landschaft, in der Nähe des Meeres will ich wohnen,

einige Monate im Jahr, so dass die Seele Ruhe bekommen kann.

Ich fühle mich am wohlsten in offener Landschaft, an der See.

Wo die Lerchen hoch in den Himmel fliegen und wunderbar singen.

Da brenne ich meinen Branntwein selbst und würze mit Johanniskraut,

und trinke ihn mit Wohlbehagen, zu Hering und selbstgebackenem Würzbrot.

Ich fühle mich am wohlsten in offener Landschaft, in der Nähe des Meeres will ich wohnen.

 

Ich fühle mich am wohlsten in Frieden und Freiheit – für sowohl Körper als auch Seele,

keiner kommt in meine Nähe, der mich beschränkt und bestiehlt.

Ich fühle mich am wohlsten, wenn der Tag anbricht, sich das Licht über den Feldern ausbreitet.

Wenn die Hähne in der Ferne krähen, wenn es weit ist bis zum nächsten Haus.

Aber doch so nahe, dass man in einer leisen und stillen Nacht,

wenn man unter den Sternen sitzt, das Lachen eines Festes hören kann.

Ich fühle mich am wohlsten in Frieden und Freiheit für sowohl Körper als Seele.

 

Ich fühle mich am wohlsten, wenn das Meer anschwillt und die Möwen schreien,

wenn der Strand mit Muscheln übersät ist, mit der Musik des Meeres darin.

Wenn das Einfache und das Klare regiert, so wie es will,

wenn ein „Ja“ ein „Ja“ ist und „Nein“ ist „Nein“ und der Zweifel schweigt.

Dann binde ich einen Kranz aus Laub und lege ihn um den nächsten Stein,

wo Runen für uns eingeritzt wurden, irgendwann vor langer Zeit.

Ich fühle mich am wohlsten, wenn das Meer anschwillt und die Möwen schreien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Autor(in): Sven Weiss – sv.weiss@gmx.de

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Beiträge

Schwedenkalender 2024

Schwedenkalender 2024

Unser beliebter Schwedenkalender 2024 zeigt die Schönheit Schwedens in all ihren Facetten. Er enthält die deutschen und schwedischen Feiertage (zweisprachig!), die Geburts- und Namenstage der schwedischen Königsfamilie sowie eine Übersicht über die deutschen...

mehr lesen
Dalsland

Dalsland

Mit 1.690 km ist der Riksväg 45 die längste Straße Schwedens. Ein Bruchteil, nicht einmal 100 km davon führen durch Dalsland, der kleinen Provinz im Westen Schwedens. Dalsland ist wirklich klein: Auf 3.700 Quadratkilometer leben hier rund 55.000 Einwohner. Selbst die...

mehr lesen