Trauer, Heiterkeit, gelebter Wahnsinn: Die verrückte Welt von Friska Viljor

Bild: Christian Rockström

Friska Viljor gehören sicherlich zu den schillerndsten Indie Pop-Bands, die man zur Zeit erleben kann. Wer sie auf der Bühne sieht, mag kaum glauben, dass sie sozusagen aus der Trauer heraus geboren wurden. Denn dort, im Scheinwerferlicht, spielt sich eine unglaubliche Show ab – irgendwo zwischen Bierzeltatmosphäre, Comedy und gelebtem Wahnsinn. Und trotz allem ganz hervorragenden Songs. Doch was hat es dann auf sich mit der Trauer, die genauso zu dieser Band gehört wie die chaotischen Bühnenshows? Die Bandbiographie gibt Aufschluss. Sie erzählt die skurrile Geschichte zweier gebrochener Herzen, die den Ausgangspunkt bilden für eine europaweite Pop-Karriere.

Es war im Sommer 2005, als die beiden Freunde Daniel Johansson und Joakim Sveningsson fast gleichzeitig von ihren jeweiligen Freundinnen verlassen wurden. Den Liebeskummer ertränkten die beiden mit viel Alkohol im Stockholmer Nighlife. Eine dieser ausschweifenden Touren endete – so will es die Geschichte – in einem Aufnahmestudio. Spontan schnappten sich die beiden ein paar Instrumente und trällerten los.

Allgemein führt, was man im Alkoholrausch produziert, in der Rückschau eher zu peinlichen Momenten. Nicht so bei Daniel und Joakim. Auch am nächsten Tag, im (relativ) nüchternen Zustand fanden die beiden die Aufnahmen noch durchaus brauchbar. Dazu kam die Erkenntnis, dass sich all die negativen Gefühle sehr gut mit Musik verarbeiten ließen. Also was lag näher als eine Band zu gründen? Schnell ein paar Mitmusiker gesucht, Friska Viljor war geboren.

Das Konzept: Fröhlich-schräge songs mit melancholisch-nachdenklichen Texten. „Kindermusik mit erwachsenen Texten“ nennt es Joakim Sveningsson, und die Beschreibung trifft den Stil ganz gut. Glockenspiel, Ukulele, Melodika – bei der Instrumentierung nehmen sich Friska Viljor alle Freiheiten. Und erst wenn man genauer hinhört, wird klar, dass diese herrlich abgedrehten Songs gar nicht so fröhlich sind. Bestes Beispiel: „Shotgun sister“, der bisher größte Hit der Band. In jauchzendem Falsett singen die beiden Textzeilen wie „Shotgun sister, waiting for me“. Harter Tobak.

Bild: Christian Rockström

Schon mit ihrem Debutalbum „Bravo!“ stellte sich der Erfolg ein. Vor allem auf Grund der nimmermüden Touraktivitäten der Band. Kein Wunder, sind es doch vor allem die Live-Shows, bei denen die Stärken der Band voll zum Tragen kommen. Dann ist das Chaos Programm. Zumindest vermitteln Daniel und Joakim – die klar im Vordergrund stehen – dass bei der Show jederzeit alles passieren kann. Herrlich schräg, herrlich komisch.

Mit ihrem dritten Album „For new beginnings“ läuteten Friska Viljor dann eine neue Ära ein. Auf ihrer Homepgae verkündeten sie, dass die Zeit der Trauer nun vorbei sei und sie künftig auch über positive Themen singen wollten. Letztendlich überwiegt also der Optimismus. Was sich ja auch bereits im Bandnamen manifestiert hatte. Der kann in etwa mit „Frischer Wille“ übersetzt werden. Die genaue Bedeutung kann auch Daniel Johansson nicht erklären, aber es sei definitiv ein positiver Gedanke dahinter, betont der Musiker.

Und so darf man sich  – auch wenn das letzte Album „The Beginning Of The Beginning Of The End“ heißt – wohl auf eine positive Entwicklung und noch viele schräge Songs von Friska Viljor freuen.

Autor(in): Sven Weiss – sv.weiss@gmx.de

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