Västerbotten – Im Land von Käse und Gold

Nebel auf Västerbottens größtem Fluss Umeälven. Foto: ludw /flickr.com (CC BY 2.0)

Nebel auf Västerbottens größtem Fluss Umeälven. Foto: ludw /flickr.com (CC BY 2.0)

In Västerbotten tobte die letzte Schlacht auf schwedischem Boden. Das war vor 200 Jahren, das Gedenken daran lebt fort und sei es nur durch eine Gewehrkugel oder einen Kanonenkugelsplitter in manch Västerbottener Stube. In friedlichen Zeiten ist die Provinz an Schwedens Ostküste bekannt für Lkw-Fahrerhäuser von Volvo, Gold und Käse, den Västerbottensost – und für faszinierende Landschaft.

Nicht ganz, aber doch weit im Norden, der Polarkreis nicht mehr fern, öffnet sich Västerbotten, eine historische Provinz in Schweden, deren Grenzen einst bis an den Kemijoki im heutigen Finnland reichten.

Historisches Västerbotten

Vor rund 9000 Jahren zogen die ersten Menschen in die Region am Bottnischen Meerbusen, die im Mittelalter erstmals unter dem Namen Västerbotten auftauchte. In Zeiten schwedischer Expansion verschoben sich die nördlichen Grenzen. Västerbotten reichte bis ins heutige Finnland, grenzte an das damalige Österbotten – bis zum beginnenden 19. Jahrhundert.

Ratan 1809

Eine Zäsur für die Provinz Västerbotten wie für ganz Schweden erfolgt im Jahr 1809. Der schwedisch-russische Krieg 1808/09 hat die nördlichen Küstengebiete arg in Mitleidenschaft gezogen, als es am 20. August 1809 zur Schlacht von Ratan kommt. Es sollte die letzte Schlacht auf schwedischem Boden sein. In der Folge verliert Västerbotten einen Teil seines Gebietes, Schweden musste Finnland an Russland abtreten.

Ein weiterer Einschnitt erfolgt 1810 als Norrbotten zur eigenständigen Provinz wird und Västerbotten auf seine heutigen Grenzen schrumpft.

Västerbotten im Västerbottens län

Die historische Provinz Västerbotten ist mit seiner Fläche von 16.331 km² und knapp 210.000 Einwohnern in Gänze Teil des Västerbottens län. Größte Stadt und Zentrum von Provinz und län ist Umeå.

Im Norden grenzt die Provinz an Norrbotten, im Süden an Ångermanland. Von der Ostsee im Osten steigt nach Westen an, an die Grenze zu Lappland. Auf rund 300 Meter über dem Meer bringen es die waldreichen Ausläufer des Skanden im westlichen Västerbotten, vereinzelt werden auch Höhen über 500 Meter erreicht – die höchste Erhebung Åmliden erreicht 551 Meter. Flüsse wie der Umeälven, der größte Fluss des Landstrichs entspringen im Skandinavischen Gebirge und durchziehen das Land von Nordwesten nach Südosten.

Urlaubsland Västerbotten

Kyrkstad "Bonnstan" in Skellefteå. Foto: Jlundqvi (Jörgen Lundqvist) /commons.wikimedia.org (CC BY-SA 3.0)

Kyrkstad „Bonnstan“ in Skellefteå. Foto: Jlundqvi (Jörgen Lundqvist) /commons.wikimedia.org (CC BY-SA 3.0)

Allein die natürlichen Gegebenheiten bieten eine Fülle von Betätigungsfeldern, ob Wandern oder Ski fahren, Paddeln, Wildwassertouren oder Angeln. Es gibt aber noch mehr zu erleben in der historischen Provinz in Norrland.

So lässt sich in Ratan, etwa 50 Kilometer nördlich von Umeå, und der vorgelagerten Insel Rataskär auf Spurensuche der letzten Schlacht in Schweden gehen. In Burträsk, gleich neben der Meierei Norrmejerier, steht der Västerbottenssost, der würzige Hartkäse im „Lager des Käses“ und im „Haus des Käses“ im Blickpunkt.

Umeå

An Västerbottens Zentrum Umeå gibt es kein vorbei. Die Universitätsstadt, auch „Stadt der Birken“ genannt ist gerade in den Sommermonaten eine sehr lebendige Stadt. Ein Höhepunkt ist Gammlia. Hier sind das Freilichtmuseum, das Västerbottens Museum, der älteste Ski der Welt und vieles mehr zu entdecken. Vor Umeå liegt mit Holmön das größte Schären-Naturschutzgebiet Nordschwedens.

Skellefteå und die „Bonnstan“

Ein weiteres kulturelles Zentrum ist die Hafenstadt Skellefteå, die zweitgrößte Stadt in Västerbotten. Kunst- und kunsthandwerksinteressierte Besucher kommen auf im Nordanåparken auf ihre Kosten. Zudem befindet sich in Skellefteå eine der größten und am besten erhaltenen Kirchstädte Schwedens – die „Bonnstan“. Im Sommer zieht es die Menschen zum Trästockfestivalen, dem größten kostenlosen Festival in Schweden.

Boliden und die längste Seilbahn der Welt

Die Seilbahn von Orträsk nach Mensträsk. Foto: Arvid Rudling /commons.wikimedia.org (CC BY-SA 3.0)

Die Seilbahn von Orträsk nach Mensträsk. Foto: Arvid Rudling /commons.wikimedia.org (CC BY-SA 3.0)

Die Erzfunde – Blei, Kupfer, Zink, Silber und besonders Gold – trugen wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Provinz bei und bescherten ihr eine Seilbahn zur Erzbeförderung. Als diese 1943 fertiggestellt war, galt sie mit ihren 96 Kilometern als längste Seilbahn der Welt. Ende der 90er wurde der Betrieb eingestellt. Einige Enthusiasten machten sich an den Erhalt der Bahn und so können heute Besucher dreizehn Kilometer von Orträsk nach Mensträsk „gondeln“. Mit einem der zum Kauf angebotenen Picknickkörbe lässt sich der Blick auf die historische Provinz Västerbotten genießen.

Autor: Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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