Semlor – die schwedische Variante der Fastnachtsküchle

Selbstgemachte semlor

Es heißt, dass die semla im 17. Jahrhundert von Deutschland nach Schweden kam und in etwa einem Weizenbrötchen ohne Füllung entsprach. Es wurde zu der Zeit in einem tiefen Teller mit Milch gegessen und nannte sich auch hetvägg (zu Deutsch: Heißwecke). Verschiedene Mythen ranken sich um die semla, so hört man am häufigsten, dass sie ursprünglich nur am Faschingsdienstag gegessen wurde, daher der schwedische Beiname fettisdagsbulle. Denn der fettisdagen, also der „Fette Tag“ bzw. Faschingsdienstag ist der letzte Tag vor der 40 Tage dauernden Fastenzeit und der Tag, an dem fette und verderbliche Nahrungsmittel gegessen wurden. Als man sich nicht mehr so streng an das religiöse Fasten hielt, begann man, an jedem Dienstag während der Fastenzeit semlor zu essen. Eine andere Geschichte zur Entstehung der heutigen Form der semla besagt, dass man die strengen Fastenregeln umging, indem man begann, Brötchen mit süßen Leckereien zu füllen. Die Zeiten religiöser Traditionen sind verblasst und mittlerweile werden semlor von Januar bis Ostern in den Bäckereien angeboten und gerne gekauft. Wie bei allen Produkten, die nur saisonal erhältlich sind, steigert dies natürlich das Kaufinteresse bzw. die Vorfreude darauf.

Durchschnittlich verzehrt jeder Schwede pro Jahr 5 semlor, die in Bäckereien hergestellt wurden – und wahrscheinlich ungezählte Selbstgebackene. Übertreiben sollte man es mit dem Verzehr der semlor jedoch nicht, sonst könnte es einem gehen wie König Adolf Friedrich von Schweden. Er verstarb am Abend des 12. Februar 1771, einem Faschingsdienstag, wahrscheinlich an einem Schlaganfall infolge von Verdauungsproblemen. Woher die Verdauungsprobleme rührten? Nun ja, es heißt, er habe ein normales königliches Mahl bestehend aus Sauerkraut, Fleisch mit Rüben, Hummer, Kaviar, geräuchertem Hering und Champagner zu sich genommen. Den krönenden Abschluss bildete seine Lieblingsnachspeise nämlich hetvägg, und davon 14 Portionen.

Literarische Berühmtheit erlangten semlor durch den fiktiven Privatdetektiv Ture Sventon in den Büchern von Åke Holmberg (herausgegeben von 1948 – 1973). Neben der Verbrecherjagd widmet sich der lispelnde Privatdetektiv am liebsten dem Essen von „temlor“, was zu einem Running Gag in den Büchern wurde.

Semlor sind übrigens nicht nur in Schweden sehr beliebt. Im ganzen skandinavischen Raum, einschließlich dem Baltikum kennt man sie in verschiedenen Variationen.

Autorin: Angelika – angelika@schulze-uebersetzungen.eu

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