Österlen: „Höstmys“ und kulinarische Freuden

Hügeliges Österlen, eine Augenweide im Herbst. Foto: Kavelgrisen, CC BY-SA 3.0

Österlen im Herbst, das ist ein Stück Schweden „für Fortgeschrittene“. Die Touristenströme sind lange abgeebbt, die Bauernhöfe motten sich für den Winter ein. An den Küsten wird nicht mehr gebadet, dafür bläst der Wind bei langen Spaziergängen den Kopf frei. Viele beschreiben das Österlen als eine ruhige, fast liebliche Landschaft mit besten Voraussetzungen für den Anbau von Gemüse, Früchten und sogar Wein. Trotzdem darf man hier im Herbst natürlich kein Wetter wie im Rheingau erwarten.

Jedes Jahr im November findet das Projekt „Österlen lyser“ statt. Dann schmücken sich die Ortschaften in einem freundschaftlichen Wettbewerb mit stimmungsvollen Lichtern und bringen so die ganze Region zum Leuchten. Das Lichtfest soll symbolisieren, dass es auf dem Land trotz einbrechender Dunkelheit nicht einsam sein muss, – dass man gerade jetzt enger zusammenrücken sollte… Die Schweden nennen das auch „höstmys“: besinnliche Gemütlichkeit im Herbst.

So leuchtet das Österlen im November. Foto: Andreas Jönsson, Gewinner des Fotowettbewerbs „Österlen lyser 2006“

Und das gönnt man sich im Österlen: Denn der Herbst ist die Zeit, in der viele Einheimische die Früchte ihrer Arbeit genießen. Genauer gesagt: Äpfel in verschiedenster Form. Die Ernte ist eingebracht und damit beginnt die Saison der Verarbeitungsbetriebe, vorwiegend Mostereien, wo aus Äpfeln Saft, Cider und Calvados hergestellt wird. Das kulinarische Österlen zieht Kenner und Liebhaber von solch lokal produzierten Spezialitäten an. Und vor allem das „Apfelreich Kivik“ vermarktet diese über die Saison hinaus.

Die meisten Hofläden im Apfelreich sind noch an den Wochenenden bis kurz vor Weihnachten geöffnet. Zu den größeren Betrieben zählen die PA Frukt und die Kiviks Musteri, in der auch das Museum „Äpplets Hus“ untergebracht ist. Gerade jetzt werden hier Verkostungen und stimmungsvolle Adventsveranstaltungen geboten. Mit etwas Glück und Google-Suche findet der Genießer also auch in der Nebensaison das Passende.

Übrigens ist der Begriff Österlen eine relativ neue Bezeichnung für die Landschaft zwischen Ystad und Brösarp. Kein historischer Name, sondern eher ein „Slogan“ aus den Anfängen des Reise-Zeitalters. So schrieben die Autoren der ersten Touristenbroschüre von Simrishamn anno 1929: „Till Österlen vill jag fara…“ och weckten so in blumigen Worten die Sehnsucht nach Erholung und Sommerfrische.

Natürlich gibt es in Kivik auch Apfel-Glögg. Foto: Kiviks Musteri AB

Die Sehenswürdigkeiten im Österlen sind zahlreich und locken damals wie heute internationale Gäste. Berühmt sind die frühhistorischen Ales stenar, das Königsgrab von Kivik und der „Kiviks marknad“ mit jährlich 100.000 Besuchern.

Autorin: Katja Singer – katja-singer@gmx.de

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