Mårbacka: Zu Hause bei Selma Lagerlöf

Ausflugsziele

Selma Lagerlöf. Foto: Mårbackastiftelsens arkiv

Selma Lagerlöf. Foto: Mårbackastiftelsens arkiv

„Wenn ich nichts anderes in meinem Leben erreicht habe, so habe ich immerhin den Tourismus nach Värmland gebracht…“

Dieses Zitat wird Selma Lagerlöf zugeschrieben und ist natürlich ein klares Understatement. Denn die Schriftstellerin hatte nicht nur als erste Frau den Nobelpreis für Literatur erhalten (1909). Sie schuf auch ein Werk, das bereits zu Lebzeiten erfolgreich war und von Generationen von Lesern verschungen wurde. Vor allem „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“ wirkt bis heute nach und hat Selma Lagerlöf unsterblich gemacht!

Dass die Autorin der Wildgänse den frühen Tourismus „beflügelte“, war in der Tat ein erfreulicher Nebeneffekt für die arme Region Värmland. Besucher ziehen bis heute in Scharen auf das Gut Mårbacka in der Gemeinde Sunne, das Selma Lagerlöf per Testament als „minnesgård“ (Gedächtnis-Hof) erhalten wollte. Der Ort war ihr Lebensmittelpunkt: Hier wurde die Schriftstellerin 1858 geboren, hier ist sie 1940 auch gestorben. Das Gut taucht in Selma Lagerlöfs Werk als Ort der Sicherheit und Ordnung auf, als Inbegriffs einer Heimstätte für Glück und Geborgenheit. Zu Lebzeiten aber setzte sich Lagerlöf auf Mårbacka nicht nur mit der Feder zum Schreiben hin, sondern nahm auch aktiv den Spaten in die Hand. Landbau und Viehzucht waren ihre große Leidenschaft, und Selma Lagerlöf setzte alles daran, den Hof mit 30 Mitarbeitern wirtschaftlich zu betreiben.

Für einen einfachen Bauernhof hatte Mårbacka eine bewegte Geschichte: 1890 war Lagerlöfs Familie gezwungen, das Gut zu verkaufen, aber dank der schriftstellerischen Erfolge und des Nobelpreisgeldes konnte Selma das Haus samt umligenden Ländereien 1909 zurück erwerben. 1921-22 baute die Besitzerin das Haus zu seiner heutigen Form aus: als stattlicher „Herrenhof“ („herrgård“) nach Zeichnungen des Architekten Isac Gustaf Clason. Natürlich war es mehr ein „Frauenhof“, denn Selma Lagerlöf hatte hier auf Mårbacka das alleinige Sagen. Außerdem war die Schriftstellerin nie verheiratet, sondern hatte stattdessen, wie man aus Briefwechseln weiß, zwei Freundinnen in ihrem Leben.

Mårbacka, heute ein Gedächtnis-Hof. Foto: KM IDÉ, Östra Ämtervik

Mårbacka, heute ein Gedächtnis-Hof. Foto: KM IDÉ, Östra Ämtervik

Selma Lagerlöf war eine frühe Kämpferin für die Gleichberechtigung der Frau und engagierte sich politisch. Sie saß sowohl im Gemeinderat von Östra Ämtervik und setzte sich aktiv für die Armen ein. Zur Unterstützung der Opfer des Winterkrieges in Finnland spendete Lagerlöf ihre goldene Nobelpreis-Medaille. Kurz darauf verstarb die rührige Frau an einem Schlaganfall, am 16. März 1940.

Seither hat sich auf Mårbacka so gut wie nichts verändert. Es war der letzte Wunsch der Autorin, das Heim im Zustand ihrer Zeit zu belassen. Der Nachwelt bietet sich so eine Reise ins ländliche Schweden des frühen 20. Jahrhunderts, und in die Welt von Selma Lagerlöf. Mårbacka ist heute eine der meist besuchte Attraktionen Schwedens und selbstverständliches Ziel vieler Värmland-Touristen. Die Atmosphäre der 1940er-Jahre wird spürbar bei Führungen durch das Haus. Sie finden im Sommer täglich, in der Nebensaison am Wochenende statt. Es werden Ausstellungen und Schnitzeljagden organisiert, es gibt Wanderwege und Picknickplätze, im Sommer lockt der Garten und im Winter ein gemütlicher Weihnachtsmarkt. Shop und Café runden den Besuch auf Mårbacka ab. Als Unterkünfte bieten sich Ferienhäuser zwischen Sunne und Munkfors.

Weitere Infos zu => Mårbacka und zu => Selma Lagerlöf.

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