Indiepop-Band Junip – Debutalbum nach 10 Jahren

Foto: Jon Bergmann

Nur wenige hatten noch an dieses Album geglaubt. Nicht einmal die Musiker selbst waren sich sicher, ob es jemals erscheinen würde. Doch nun ist „Fields“ endlich auf dem Markt, das Debutalbum der schwedischen Band Junip.

Selten gab es wohl eine Band, die einen derart langen Anlauf für ihr Erstlingswerk genommen hat. Schließlich wurde Junip bereits im letzten Jahrhundert, genauer 1999, gegründet. Mit dabei Tobias Winterkorn (Keyboards), Elias Araya (Schlagzeug) und José González (Gesang und Gitarre) – eben jener José González, der 2005 mit „Heartbeats“ einen veritablen Hit landete. Der Song dürfte vielen noch aus einem Werbespot für Sony in guter Erinnerung sein.

Nicht zuletzt dem Solo-Erfolg von González mit seinen beiden Alben „Veneer“ (2003) und „In our nature“ (2007) ist es zuzuschreiben, dass die Arbeit an einem Junip-Album immer wieder verschoben wurde. Und zu einer Geschichte ohne Ende zu werden drohte.

Diese Geschichte begann bereits Anfang der 90er-Jahre, als die damals 14jährigen González und Araya in Göteborg aufeinander trafen und bald begannen, zusammen zu jammen. Von den ruhigen Klängen, die „Fields“ auszeichnen würde, war damals noch nichts zu hören, Hardcore war angesagt. Dies sollte sich ändern, als die beiden einige Jahre später auf Tobias Winterkorn trafen. Man begann über einen neuen Sound zu sprechen, der nach 60er- und 70er-Jahre klingen sollte.

Bereits mit den ersten Demo-Aufnahmen machten die drei das kleine Label Kakafoni auf sich aufmerksam, und so wurde im Jahr 2000 die Single „Straight lines“ veröffentlicht. Doch das Label zeigte auch Interesse an den Solo-Arbeiten von González – Fluch und Segen zugleich, denn die Band musste erstmal hinten an stehen. Allerdings war González nicht der einzige, der sich anderen Projekten widmete. Araya ging fünf Jahre nach Finnland und Norwegen, um Kunst zu studieren, während Winterkorn als Lehrer arbeitete.

Keiner der drei vergaß jedoch das Projekt Junip. Und so wurde 2005 der erste Anlauf genommen, eine vollständige CD aufzunehmen. Leider zeigte sich auch hier, dass Junip nicht zu den schnellsten gehören – man hatte einfach noch nicht genügend Songmaterial. Also kam am Ende eine EP, „Black Refuge“ heraus. Dann ging González wieder auf Tour, und Junip musste mal wieder warten.

Heute sehen die drei Musiker durchaus positiv auf die lange Produktionszeit ihres Albums zurück. Man sei daran gereift, betonen sie einhellig. Andere wären wohl daran zerbrochen.

Nach der 2007-Tour von González war es dann endlich soweit. Mit Hochdruck machte man sich an die Aufnahmen für das Junip-Album. Unnötig zu erwähnen, dass auch die nicht problemlos verlaufen sollten. Über die Jahre hatte jeder klare Vorstellungen entwickelt, es prallten drei Egos aufeinander, der Perfektionismus der Musiker tat sein Übriges. Und so wurden die Aufnahmen zu dem „Dekaden-Album“ zu einer erneuten Zerreißprobe für die Band.

Foto: Jon Bergmann

Doch wie klingt die Scheibe nun eigentlich? Wie fühlt sich Musik an, die einen schier unendlichen Entstehungsprozess hinter sich hat? Das Erfreuliche: Man hört „Fields“ seine Geschichte kein bisschen an. Im Gegenteil. Das Albumsc strahlt eine unbeschwerte Leichtigkeit aus. Eingehüllt in warmen, analogen 60s-Sound, ist die Musik von Junip geprägt durch González’ prägnante Stimme, röhrige Orgelsounds und fantastische Grooves. Stücke wie „In every direction“ oder „Rope & Summit“ sind echte Tanzflächenknaller, während „Without you“ oder „Tide“ mit ausufernden Psychedellic-Parts glänzen.

Keine Frage, mit „Fields“ ist Junip einer der Höhepunkte im musikalischen Jahr 2010 gelungen. Das Warten hat sich also gelohnt. Was den Nachfolger angeht : Nochmal 10 Jahre müssen es ja nicht unbedingt sein.

Autor(in): Sven Weiss – sv.weiss@gmx.de

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