Gre-No-Li – Schwedischer Ballzauber

Gre-No-Li

Gre-No-Li. Foto: commons.wikimedia.org

Während in Europa der 2. Weltkrieg tobte, erlangten in Schweden drei Fußballer auf erstaunliche Weise regionale bis nationale Bekanntheit. Wenige Jahre später eroberte das schwedische Dreigespann unter der Parole Gre-No-Li sogar die europäische Fußballbühne. „Gre-No-Li“  ist das Konstrukt aus den Anfängen der Nachnamen Gren, Nordahl und Liedholm.

Gre-No-Li

Johann Gunnar Gren wurde als ältester des Trios bereits 1920 im südwestlichen Göteborg geboren. Schon im Alter von 13 Jahren begeisterte der junge Gunnar die Zeitungen, als er einen Jonglierwettbewerb gewann. Aufgrund seiner Tricks wurde ihm zwar zunächst eine Zirkuskarriere nahegelegt, er entschied sich jedoch für den Fußball, was ihn 1941 schließlich zu IFK Göteborg brachte, dem damals größten Club der Stadt.  Auf den Gewinn der nationalen Meisterschaft 1941/42 mit Göteborg folgte die Ehrung zum Fußballer des Jahres 1946 in Schweden.

Zur gleichen Zeit erhielt Göteborg von einem anderen Verein starke Konkurrenz in der höchsten schwedischen Spielklasse Schwedens, der Allsvenskan. Der IFK Norrköping begeisterte mit einem Duo, welches mit ähnlichem Potenzial wie Göteborgs jungem Nationalspieler Gren ausgestattet war: Nils Liedholm und Gunnar Nordahl. Gemeinsam spielten sie 1948 bei der Olympiade für die schwedische Nationalmannschaft und gewannen direkt die Goldmedaille im berühmten Wembleystadion. Die Schlüsselspieler begeisterten regelrecht durch Tore und Spieleleganz, woraufhin ihnen die internationale Aufmerksamkeit gewiss war. Bemerkenswert war, dass auch Gunnar Nordahls Brüder Knut und Bertil teil der Olympiamannschaft waren – was den Ausschlag für ein fantastisches Filmprojekt über das Brudertrio gab.
–> http://www.filmarkivet.se/sv/Film/?movieid=263

In Italien

Im weiteren Verlauf wechselte nun zunächst jener eigentliche Feuerwehrmann und begnadete Torjäger Gunnar Nordahl zum AC Mailand nach Italien und schaffte den Sprung in eine der wenigen, bis dahin bestehenden Profiligen Europas. Auf seine Empfehlung hin verpflichtete Mailand ein halbes Jahr später auch gleich noch Gren und Liedholm – eine glorreiche Zeit nahm seinen Anfang. Unter der Parole Gre-No-Li zauberte das Trio Mailand 1951 erstmals seit 1907 wieder zur Meisterschaft, wobei Nordahl, wie auch die folgenden vier Spielzeiten, insgesamt zum fünften Mal Torschützenkönig wurde – bis heute unerreicht.

Die Schlacht von Göteborg

Zusammen mit dem bei Inter Mailand spielenden Lennart „Nacka“ Skoglund, ein weiterer schwedischer Fußballstar in Italien, brachten es Gren und Liedholm 1958 bei der Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land zu einem fantastischen zweiten Platz, nachdem sie sich im Finale nur den Brasilianern um Jungstar Pélé geschlagen geben mussten. Eine Euphorie um den schwedischen Fußball ist entstanden – nur nicht in Deutschland. Während ganz Europa um Italien die schwedischen Stars feierte, schürte die Halbfinalniederlage 1958 der Deutschen gegen Schweden im Ullevi-Stadion in Göteborg den Hass. Frenetische Fans auf den Rängen, eine unglückliche Schiedsrichterleistung und die Verletzung des deutschen Fußballhelden Fritz Walter nach einem Tritt von Sigvard Parling – all dies führte zu einem Art Kleinkrieg zwischen beiden Nationen. „Über allem, wie der Deckel über einem Opiumtopf, der hysterische Schrei der 50.000. Heja, heja.“ – so beschreibt der deutsche Reporter Gerd Krämer die aufgeheizte Stimmung im Ullevi-Stadion in Göteborg.

Ullevi-Stadion

Ullevi-Stadion. Foto: ifkgoteborg.se

Die Auswirkungen des Hasses prägen die deutschen Boulevardzeitungen der damaligen Zeit: Pöbeleien gegen Urlauber, das Smörgåsbord wird in einem Hamburger Lokal von der Karte gestrichen und es kommt gar zu Kündigung langjähriger Handelsbeziehungen.

Erst im Jahr 1966, als Deutschland mit dem Sieg über Schweden für die WM in England qualifiziert war und Schweden ausschied, war der Groll verebbt. Kaum ein Ereignis sollte Schweden noch einmal in ein derart negatives Licht rücken, wie die sogenannte „Schlacht von Göteborg“ – im Hinblick auf die deutsche Sichtweise.

Autor(in): Hannes – hofer.hannes@web.de

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