Anni-Frid Lyngstad – ein ABBA Mitglied wurde zur Prinzessin

Anni-Frid Lyngstad mit Benny 1976.
Foto: Verhoeff, Bert / Anefo [CC BY-SA 3.0 nl]

Schon von klein auf wollte Anni-Frid Lyngstad ein Star sein. Sie schaffte es als Mitglied der Band ABBA. Im Gegensatz zu Agnetha, der blonden Sängerin von ABBA, die mit ihrer Stimme den Sound der Band prägte, der aber eigentlich das Familienleben immer wichtiger war, war Anni-Frid oder einfach Frida genannt, der Erfolg der Band immer wichtig. In eher ärmlichen Verhältnissen und ohne Vater aufgewachsen, wollte sie später berühmt und reich werden. Und das hat sie geschafft.

Anni-Frid Lyngstad wurde 1945 in einem kleinen Bergarbeiterdorf in der Nähe von Narvik geboren als Tochter von Synni Lyngstad. Ihr Vater war ein Deutscher, Alfred Haase, der nach dem Krieg nach Deutschland zurückkehrte und den sie als Kind nie kennenlernte. Lange Zeit glaubte sie, er sei bei der Rückkehr nach Deutschland gestorben, da das Schiff mit dem er angeblich nach Hause fuhr, untergegangen war. Erst als Anni-Frid durch ABBA berühmt geworden und ein Artikel in der Zeitschrift Bravo erschienen war, erfuhr Alfred Haase von seiner berühmten Tochter und nahm Kontakt zu ihr auf. Peter Haase, Anna-Frids Halbbruder war es, der den Bravo-Artikel las und seinen Vater fragte, ob er im Krieg in Narvik gewesen war. Und so lernte Anna-Frid ihren Vater einige Monate später in Stockholm kennen.

Anni-Frid hatte es nicht leicht in ihrer Kindheit. Als Kind eines deutschen Wehrmachtsoldaten musste sie viele Beleidigungen und Drohungen hinnehmen und wurde als sogenanntes „Tyskerbarn“ (Besatzungskind) verachtet. Ihre Mutter verdiente sich ihr Auskommen als Näherin und starb bereits zwei Jahre nach Anni-Frids Geburt. So wuchs Anni-Frid bei ihrer Großmutter, Arntine, genannt Agny auf. Um die Vergangenheit hinter sich zu lassen und auch aus Angst, dass man ihr das Kind wegnehmen würde – häufig wurden in dieser Zeit deutsche Besatzungskinder ihren Müttern weggenommen, zog ihre Großmutter mit ihr nach Schweden, zuerst nach Härjedalen, später dann nach Torshälla bei Eskilstuna, wo Anni-Frid zur Schule ging. Die Großmutter erkannte, dass das Kind eine gute Stimme hatte und ermunterte sie zum Singen. So trat Anni-Frid bereits mit 12 Jahren in einer Musikband auf. Sie lernte den Beruf der Schneiderin, konzentrierte sich aber immer mehr auf das Singen. Anni-Frid wollte berühmt werden und setzte alles daran.

Mit 17 Jahren heiratete sie den Musiker Ragnar Frederiksson, der sie bei ihrer Karriere unterstützte. Mit ihm bekam sie 2 Kinder, Ragnar Hans und Ann Lise-Lotte. Ganz im Gegensatz zu ihrer späteren ABBA-Kollegin, Agnetha, der das Familienleben und die Kinder stets wichtiger waren als die ABBA-Kariere, was schließlich auch einer der Auslöser für die spätere Trennung von ABBA war, konnte sich Anni-Frid nicht in die Mutterrolle hineinfinden und überließ die Betreuung ihrer Kinder in erster Linie ihrem Mann.

1967 hatte sie ihren ersten Fernsehauftritt in einer schwedischen Fernsehshow und nahm daraufhin mehrere Soloalben auf. 1969 landete sie bei der schwedischen Vorentscheidung für den Grand Prix d’Eurovision auf Platz 4. Die Plattenfirma EMI nahm sie unter Vertrag, sie zog nach Stockholm und lebte getrennt von ihrer Familie. Schließlich ließ sie sich von Ragnar Frederiksson scheiden und konzentrierte sich verstärkt auf ihre Karriere. Auf einer Tournee lernte sie in Malmö den damals schon bekannten Musiker Benny Andersson kennen. Das war im Jahr 1968. Geheiratet wurde im Oktober 1978, aber bereits 3 Jahre später wurden die beiden wieder geschieden.

Zu etwa der gleichen Zeit lernten sich Agnetha Fältskog und Björn Ulväus kennen, die auch beide schon musikalische Erfolge verzeichnen konnten. Björn und Benny waren sich 1966 zum ersten Mal begegnet. Sie begannen gemeinsam Songs zu komponieren, für verschiedene schwedischen Sänger und Sängerinnen und schließlich auch für Agnetha und Anni-Frid. Björn und Benny erkannten, dass es die Stimmen von Agnetha und Anni-Frid waren, die ihre Lieder erfolgreich werden ließen. Als Björn&Benny, Agnetha&Anni-Frid brachten sie ihren ersten gemeinsamen Song auf den Mark, „People Need Love“. 1974 standen sie dann gemeinsam als ABBA auf der Bühne und landeten mit dem berühmten Waterloo beim Grand Prix d’Eurovision in Brighton auf dem ersten Platz. Von da an begann die internationale Karriere der Band.

Mit ABBA erreichte Anna-Frid alles, was sie sich immer vorgestellt hatte, sie wurde ein Star und sie verdiente viel Geld. Auch wenn Agnetha durch die Stimme das Bild von ABBA prägte, so war Anna-Frid doch der Profi. Auch sie sang bei vielen der bekannten Lieder die erste Stimme, wie z.B. bei „Fernando“, „Money, Money, Money“, „Super Trouper“ und „Knowing Me, Knowing You“. Sie war am Entwurf der schillernden Kleidung beteiligt, mit der ABBA auf der Bühne stand. Sie genoss es, auf der Bühne zu stehen und auf Tournee zu gehen. Sie ist auch die einzige der ABBA-Mitglieder, die es heute noch bedauert, dass sich ABBA getrennt hatte und dass es nie zu einer Wiedervereinigung kam.

Nach der Trennung von ABBA setzte sie als Frida ihre Solo-Karriere fort. Ihren größten Erfolg erreichte sie dabei 1982 mit dem von Phil Collins produzierten Album „Something’s going on“. Für ihr zweites Album „Shine“ schrieb sie auch selbst einige Lieder. Danach nahm sie noch einige Singles auf, zog sich dann aber immer weiter aus dem Musikgeschäft zurück.

Nach der Trennung von Benny lernte Anne-Frid 1980 den in Schweden aufgewachsenen Deutschen Heinrich Ruzzo Prinz Reuß von Plauen kennen, den sie 1992 heiratete. 1999 starb er an Krebs. Gemeinsam lebten sie bis zu seinem Tod im Schloss der Familie Reuss in Fribourg in der Schweiz.

So wurde Anni-Fred nach ihrer musikalischen Karriere auch noch eine Adlige. Prinz Reuss von Plauen war zudem in seiner Jugend im gleichen Internat wie der schwedische König Carl Gustav. So lernte sie darüber hinaus die schwedische Königsfamilie persönlich kennen und ist heute eine gute Freundin von Königin Silvia.

Anni-Frid Lyngstad, Prinzessin Reuß von Plauen lebt heute zeitweise in ihrem Haus in Südschweden, zeitweise in Zermatt in der Schweiz, mit ihrem neuen Partner, der ein Restaurant in Zermatt besitzt.

Autorin: Heide Walker – Heide.Walker@web.de

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