Stora Karlsö – Zur „Esche des Linné“

Tordalken auf Stora Karlsö

Bevölkern Stora Karlsö zu Tausenden: Tordalken, auch Pinguine des Nordens genannt. Foto: neekoh.fi/ flickr.com (CC BY 2.0)

Stora Karlsö begrüßt Besucher mit mächtigen, steilen Felswänden. Teils ragen sie bis zu 45 Meter aus dem Wasser. Entstanden aus Korallenriffen. Zu einer Zeit als Gotland noch am Äquator lag. 400 Millionen Jahre später ist diese zu Stein gewordene Unterwasserwelt ein „Naturkleinod des Nordens“.

Die Insel Stora Karlsö liegt etwa 6,5 Kilometer westlich von Gotland. Gerade zweieinhalb Quadratkilometer groß, zählt das aus zwei Korallenriffen des Urmeeres entstandene Kalksteingebilde zu den herausragenden Naturschutzgebieten Schwedens. Dass die Insel zu einem solchen wurde, ist einer Pionierleistung zu verdanken.

Zweitältestes Naturschutzgebiet der Welt

1880 begann die von Willy Wöhler ehrenamtlich gegründete Aktiengesellschaft Karlsö Jagt- och Djurskyddsförening (Karlsö Jagd- und Tierschutzverein) Stora Karlsö aufzukaufen. Dadurch wurde die maßlose Jagd auf die schon stark dezimierten Vogelbestände beendet. Andererseits gab es auch Irrtümer. Etwa die Verbannung der Schafe – die bereits in der Jungsteinzeit vor rund 6.000 Jahren hier weideten – von der Insel. Die Folge war die Überwucherung der Flächen, zu Lasten der Artenvielfalt. Mitte der 1990er kamen die Schafe zurück. Mit ihnen entstand wieder offene Heidelandschaft mit ihrer Vielfalt, die Besucher und Forscher anzieht.

Zwar war Stora Karlsö 1880 kein offizielles Schutzgebiet, dennoch ist vom zweitältesten – nach dem Yellowstone Nationalpark – Naturschutzgebiet der Welt die Rede.

Orchideenpracht im Frühjahr

Stora Karlsö bietet eine in diesen Breitengraden außergewöhnlich reichhaltige Fauna. So gedeihen auf dem kargen Inselboden zahlreiche blühende Kräuter, wie der wilde Thymian, der von Juni bis August rosa-lila blüht.

Aus dem Kalkstein der Insel gebaut und eine Übernachtungsmöglichkeit für Besucher: Der Leuchtturm von Stora Karlsö. Foto: Helen Simonsson / http://commons.wikimedia.org/ (CC BY-SA 3.0)

Ein besonders schönes Farbenspiel bietet sich Besuchern Ende Mai bis Anfang Juni. Wenn Tausende Orchideen rot-gelbe Blütenteppiche bilden.

Vogelfelsen in der Ostsee

An den Klippen nisten Tausende Tordalken und Trottellummen. Vogelarten deren Bestand einst durch maßlose Jagd stark gefährdet war. Daneben sind unter anderem Eiderente, Silbermöwe und mittlerweile auch der Kormoran auf Stora Karlsö zuhause. Die durch Beweidung mit Schafen geschaffene Grasheide des hufeisenförmigen Hochplateaus der Insel ist Lebensraum von Feldlerche und Dorngrasmücke. In heckenreicheren Gebieten brüten Kleinvögel wie der Karmingimpel. Insgesamt konnten während der letzten Hundert Jahre mehr als 250 verschiedene Vogelarten auf Stora Karlsö beobachtet werden.

Die Insel wird auch als größter Vogelfelsen in der Ostsee bezeichnet.

Stora Karlsö ist Reichsinteresse

Seit 1970 ist Stora Karlsö offiziell Naturreservat. Doch ist die Insel nicht nur wegen ihrer ornithologischen und botanischen Schätze wertvoll. Sie ist auch als Kulturdenkmal von Reichsinteresse.

So finden sich neben Millionenjahre alten Fossilien menschliche Spuren, die bis in die Zeit vor 9.000 Jahren zurückreichen.

Als wahre archäologische Fundgrube stellte sich Stora Förvar heraus. Ein von rund 30 Grotten und Höhlen auf Stora Karlsö. 7.000 Fundstücke – Tier- und Menschenknochen, Keramikreste, Harpunenspitzen – hauptsächlich aus der Jungsteinzeit konnten in der Grotte geborgen werden.

Andere menschliche Zeugnisse sind Steinhügelgräber der Bronzezeit. Eine solche Röse bildet den höchsten Punkt von Stora Karlsö. In diesem rund 3.000 Jahre alten Steinhaufen wächst eine Esche. Es ist die „Esche von Linné“. Carl von Linné beschrieb den Baum schon 1741 in seiner Gotländischen Reise.

Heutige Besucher werden im Museum und bei Führungen Geschichte, Flora und Fauna und Landschaft dieses herausragenden Felsens eingeweiht. Einen Ausblick sowie Hinweise zu Reise und Aufenthalt auf Stora Karlsö bietet

http://www.storakarlso.se/

 

Autor: Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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