Skånes vergessene Hansestädte Skanör und Falsterbo

Skanörs mächtige Kirche erinnert an Zeiten, als die dänischen Herrscher auf der Halbinsel Falsterbo regelmäßig Hof hielten

Skanörs mächtige Kirche erinnert an Zeiten, als die dänischen Herrscher auf der Halbinsel Falsterbo regelmäßig Hof hielten

Die beschaulichen Orte Skanör und Falsterbo auf der Halbinsel Falsterbo im äußersten Südwesten Skånes waren im späten Mittelalter in ganz Europa bekannt. Die damals dänischen Städte waren zwischen dem 13. und frühen 16. Jahrhundert das Zentrum des nordeuropäischen Heringshandels und Mitglieder der mächtigen Hanse. Es müssen riesige Heringsschwärme gewesen sein, die an der in die Ostsee hineinragenden Halbinsel vorbeischwammen. Noch heute sind auf den Wappen der später zu einer Stadt zusammengelegten Orte Heringe abgebildet.

Zwischen Ende Juli und Ende September fand in Skanör und Falsterbo der so genannte Schonenmarkt statt. Händler aus ganz Europa deckten sich hier mit gesalzenen Heringen ein, die ein Hauptnahrungsmittel an Fastentagen waren. An dem Handel verdienten viele: Das Salz kam beispielsweise aus Lüneburg und wurde über Lübeck verschifft. Für das dänische Königshaus war der Heringshandel die Haupteinnahmequelle und immer wieder Anlass zu Streitigkeiten mit der Hanse.

Während des Schonenmarktes strömten tausende (einige Quellen sprechen von bis zu 20.000) Händler, Bauern und Geschäftemacher nach Skanör und Falsterbo. Die Hansestädte waren ähnlich wie auf heutigen Messen mit Ständen präsent. Die Ostseestädte hatten ihre Stände im Süden der Halbinsel bei Falsterbo, während die Nordseestädte um Skanör herum lagerten. Der Heringsfang ernährte in Skåne tausende von Menschen.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts begannen die Heringsschwärme allmählich zu verschwinden. Man schätzt, dass sie um 1560 ganz ausblieben. Der Schonenmarkt hörte auf zu existieren, die Städte Skanör und Falsterbo gerieten allmählich in Vergessenheit. Bemerkenswert ist, dass sich auch die Ära der Hanse in dieser Zeit allmählich dem Ende neigte, wenn auch aus anderen Gründen.

An die glänzenden Zeiten von einst erinnert heute noch z. B. die Kirche von Skanör, deren älteste Teile aus dem 13. Jahrhundert stammen. Von Skanörs Burg nördlich der Kirche oder auch dem Schloss von Falsterbo ist dagegen praktisch nichts erhalten. Die verfallene dänische Burg Skanörs wurde als Steinbruch u. a. zum Bau des schwedischen Rathauses Mitte des 18. Jahrhunderts genutzt. Auch so festigte Schweden seinen Herrschaftsanspruch in Skåne.

Autor: Christoph Baier – c.baier@speedmail.se

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