Schwedisch lernen an der VHS

erschienen im Groa-Verlag

Es gibt viele Gründe, Schwedisch jeweils an seiner lokalen Volkshochschule zu lernen. Die Kurse sind günstig, man lernt tolle Leute kennen und im Idealfall hat man eine Menge Spaß. Ich habe das Ganze letztes Jahr einmal getestet.

Etwas schüchtern betrat ich damals den Raum und schaute unsicher in die Augen der anderen schon Anwesenden. Meine Ängste, es würden hauptsächlich Cliquen und kleine Grüppchen teilnehmen, waren unbegründet. Es fällt auch nicht schwer, gleich ins Gespräch zu kommen, denn immerhin hat man ja von nun an gemeinsame Interessen.

Wir waren schon eine tolle Truppe! Ein älteres und zwei jüngere Pärchen hatten konkrete Auswanderungspläne, zwei Handwerker im mittleren Alter hofften auf Jobchancen in Schweden, diverse Studenten waren entweder Schwedenfans oder überehrgeizig, eine Dame wurde vom Arbeitsamt geschickt und eine junge Arzthelferin, mit der ich noch heute gut befreundet bin, hatte eine lange Urlaubsreise geplant und wollte sprachlich entsprechend ausgerüstet sein.

Unsere Kursleiterin war keine ausgebildete Lehrerin, dafür aber schwedische Muttersprachlerin. Und fragt man mich, war das genau richtig so. Ihr Deutsch war nicht perfekt und sie hat sich hier und da etwas unbeholfen angestellt. Aber das hat den ganzen Unterricht auch aufgelockert, schließlich waren wir als absolute Anfänger auch alles andere, als gut.

Wie an den meisten Volkshochschulen haben wir mit dem Buch und dem Übungsheft „Tala Svenska“ gearbeitet. Ich kann diese Lehrhefte nur jedem ans Herz legen! Sie sind hübsch bebildert, logisch aufgebaut und man kann damit auch super allein zuhause lernen. Für den Fall empfehle ich jedoch auch die dazugehörigen CDs. Denn obwohl Schwedisch einfach aussieht und man sich viele Sachen sicher auch so erschließen kann (kiosk = Kiosk, bok = Buch, kök = Küche usw.), kommt man als Anfänger einfach nicht mit der Aussprache zurecht. Sie unterliegt für uns Deutsche nicht immer nachvollziehbaren Regeln.

In der Gruppe zu lernen, macht aber sowieso viel mehr Spaß!
Vieles wird spielerisch erschlossen, etwa die Zahlen durch ein Bingospiel. Bei Vorleseübungen hat die Kursleiterin direkt die Möglichkeit, zu berichtigen und auch sonst gibt es hilfreiche Tipps und Eselsbrücken. Was wirklich einzigartig ist, ist dass ein gewöhnlicher VHS-Kurs nicht nur mit sprachlich gestaltet wird, sondern auch kulturell. Wird man dann auch noch von einem Schweden oder einer Schwedin unterrichtet, sind diese Diskussions- und Fragen-Antwortstunden gleich noch einmal so spannend. Zu Weihnachten haben wir dann eine kleine Feier mit Plätzchen und Glögg organisiert. Ob das zum Programm gehört, hängt natürlich immer davon ab, wie gut die Leute sich untereinander verstehen und wie gesellig der Lehrer ist.

So toll das auch alles war und so sehr ich mit meiner Gruppe lachen konnte, muss ich gleich eines dazu sagen: Wer nicht aus Spaß an der Freude an einem Kurs teilnehmen möchte, sondern bereits einen Termin zur Auswanderung festgelegt hat, der sollte sich doch lieber für einen VHS-Intensivkurs oder für einen privaten Lehrgang entscheiden. Es ist nicht so, als würde man nichts lernen. Aber eben auf spielerische Art – ganz langsam, ohne Druck und ohne viel Aufwand. Dazu kommt, dass man nie ausschließen kann, dass sich auch ältere Leute in der Gruppe befinden, die entweder nicht gut hören und alle Sachen dreimal erklärt bekommen wollen oder die einfach nicht mehr so aufnahmefähig und wissbegierig sind. Und die Hausfrau und Mutter von vier Kindern wird in der Regel auch anders lernen und vorankommen, als der pfiffige Germanistik-Student. Wie im Sport und auch im echten Leben gilt dann: Eine Gruppe ist nur so stark, wie ihr schwächstes Mitglied.

Für mich persönlich hat das genau den Reiz ausgemacht. Das Treffen mit diesen Leuten, das war immer wie ein lustiger Stammtisch. Nebenbei hat man dann auch noch ein paar Brocken Schwedisch mit nach Hause genommen. Für einen Smalltalk im Urlaub reicht das allemal. Aber alle, die innerhalb kürzester Zeit möglichst effektiv lernen wollen, informieren sich am besten an Universitäten, Sprachinstituten oder recherchieren Möglichkeiten für einen Sprachurlaub in Schweden.

Autorin: Nicole Schmidt – text.assistant@yahoo.de

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