Schwedens Geschichte: Steinzeit und Bronzezeit

Mit der um 12000 v. Chr. auf der Nordhalbkugel einsetzenden Wärmeperiode zog sich der Eispanzer langsam zurück. Erste Vegetationen folgten dem Eis, neuer Lebensraum für Tier und Mensch. Auch wenn vieles im Dunkel liegt, fällt in diese Zeit, um 8000 v. Chr., der Beginn der Steinzeit im heutigen Schweden.

Artefakte, Staatliches Historisches Museum Stockholm. Foto: aikijuanma / flickr.com (CC BY 2.0)

Artefakte, Staatliches Historisches Museum Stockholm. Foto: aikijuanma / flickr.com (CC BY 2.0)

 

Ältere Steinzeit (bis ca. 3000 v. Chr.)

Archäologische Funde zeugen davon, dass die ersten Menschen in Schweden Jäger, Fischer und Sammler waren. Das Rentier war schon damals eine wichtige Lebensgrundlage. So hielt die Bezeichnung „Jägersteinzeit“ für die ältere Steinzeit auf dem Gebiet des heutigen Schwedens Einzug. Die Einwanderer kamen aus den Gebieten die heute Norddeutschland, Nordpolen und Dänemark sind. Anzeichen zufolge gab es auch Einwanderer aus Westen, dem heutigen Norwegen.

Jüngere Steinzeit (ca. 4000 bis 1800 v. Chr.)

Das Aufkommen von Ackerbau und Viehzucht bildet den Übergang von älterer zu jüngerer Steinzeit, auch als „Bauernsteinzeit“ bezeichnet. Wie sich dieser Übergang vollzog beziehungsweise der Auslöser für einen Wechsel der Lebensweise, bleibt ungeklärt. Es gibt verschiedene Erklärungsansätze: Zum einen könnte diese Entwicklung vor Ort, aus eigenem Antrieb eingesetzt haben. Andere Thesen gehen in die Richtung, dass die neue Lebensweise importiert wurde. Demnach könnten Einwanderer aus dem Süden Viehzucht und Ackerbau mitgebracht haben. Oder aber die Jäger und Sammler des Nordens hatten durch Kontakte zu südlicheren Agrarkulturen und übernahmen deren Lebensweise.

Felsritzungen von Tanum. Foto: Jessica Wetterstrand / flickr.com (CC BY-SA 2.0)

Felsritzungen von Tanum. Foto: Jessica Wetterstrand / flickr.com (CC BY-SA 2.0)

 

Wie dem auch sei, die aufkommende Landwirtschaft zog gesellschaftliche Veränderungen mit sich. Zwar führten die Menschen der jüngeren Steinzeit ein „halbnomadisches Leben“. Doch der Ackerbau mit der Möglichkeit (halbwegs) planbarer Nahrungsbeschaffung und Vorratshaltung ließ es zu, dass sich die Menschen anderen Tätigkeiten zuwendeten. Unter anderem wurden Arbeits- und Jagdgerät verfeinert.

 

Zeugnisse des gesellschaftlichen Wandels sind noch heute zu bestaunen – große Steinkammergräber. Grabanlagen wie der Dolmen von Haga (auf der Insel Orust, Bohuslän) oder die Megalithanlage von Hagestad (Gemeinde Ystad) zählen zu den bedeutendsten Hinterlassenschaften der jüngeren Steinzeit in Schweden. Ob und welche religiöse Vorstellungen diesen Gräbern zugrunde liegen, lässt sich nicht sagen. Doch zeigen sie, dass das soziale Gefüge nicht mehr von der Sippengemeinschaft allein geprägt war.

 

Bronzezeit (ca. 1800 bis 500 v. Chr.)

Die Bronzezeit bedeutet einen weiteren Anschub für die gesellschaftliche Entwicklung im heutigen Schweden. Es war die „Zeit der großen Seefahrten“. Ein reger Kontakt und Handel über das Meer zum restlichen Europa bis England und Südeuropa entstand.

 

Etwa 2000 v. Chr. wanderten die ersten Indoeuropäer ins heutige Schweden ein. Im Gepäck hatten sie unter anderem Bronze – ein Luxusgut. Als solches wurde Bronze von Nordländern zu Waffen, Werkzeugen, aber auch zu Schmuck und anderen Wertgegenständen weiterverarbeitet, teils kamen auch Fertigprodukte aus Bronze ins Land. Allerdings wurde die steinzeitliche Kultur fortgeführt und nicht von der Bronze beherrscht. Dafür war das Metall zu wertvoll – erste Anzeichen einer Ausprägung sozialer Schichten. Es bildet sich eine Schicht von Reichen, Mächtigen heraus die auch die politische Führung beansprucht. Dem gegenüber steht der weitaus größere arme und einflusslose Teil der Bevölkerung.

Grab von Kivik. Foto: Nynke Fokma / flickr.com (CC BY-SA 2.0)

Grab von Kivik. Foto: Nynke Fokma / flickr.com (CC BY-SA 2.0)

 

Weitere Veränderungen brachte die Bronzezeit in Hinsicht auf Kleidung und Speiseplan mit sich. Bei der Bekleidung setzte sich zunehmend Leder durch, das die Wolle zurückdrängte. Zudem kamen neue Nahrungsmittel wie Hafer oder Hirse ins Land.

 

Die Grabanlagen jener Zeit waren zunächst große Stein- oder Erdhügel. Später kamen die Verbrennung der Toten und Urnenbestattung auf. Wobei auch hier die Beweggründe nicht geklärt sind. Auf Gotland findet man eine Konzentration von Schiffssetzungen. Diese Grabform hat in der späten Bronzezeit ihren Ursprung.

 

Hinterlassenschaften wie die Felsritzungen von Tanumshede geben einen Einblick in die Lebenswelt jener Zeit. Dargestellt sind unter anderem Elche, Bären, Rentiere sowie Waffen, Wagen oder Schiffe, aber auch Fruchtbarkeitssymbole.

Im Innneren des Grabes von Kivik. Foto: Nynke Fokma / flickr.com (CC BY-SA 2.0)

Im Innneren des Grabes von Kivik. Foto: Nynke Fokma / flickr.com (CC BY-SA 2.0)

 

In die zweite Hälfte der Bronzezeit fällt die Einwanderung der sogenannten Bootleute, auch als Streitaxtleute oder Schnurkeramiker bekannt. Diese aus Osten kommenden Indogermanen vermischten sich mit der ansässigen Bevölkerung. Womöglich entstanden aus dieser Verbindung germanische Stämme.

 

Um 500 v. Chr. verschlechterte sich das Klima. Hohe Sterblichkeit und Abwanderung waren die Folge. Diejenigen, die blieben, mussten sich anpassen – der Übergang zur Eisenzeit.

Autor(in): Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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