Schwedens Geschichte: Kampf um Gustav Vasas Erbe

Erik_XIV_of_Sweden_by_Steven_van_der_Meulen_1561

Gustav Vasas ältester Sohn und direkter Thronfolger: König Erik XIV. von Schweden. Gemälde von Steven van der Meulen, 1561. Aus: Hearn, Karen, ed. Dynasties: Painting in Tudor and Jacobean England 1530-1630. New York: Rizzoli, 1995. ISBN 0-8478-1940-X /commons.wikimedia.org/

Gustav Vasas Vermächtnis war ein nach innen und außen befriedetes, reformiertes und zentralisiertes Reich – sowie die Erbmonarchie. Thronfolgekonflikte, die Schwedens Geschichte seit Jahrhunderten begleiten, schloss diese nicht aus. Wie Gustav Vasas Erben bewiesen.

Gustav Vasas Sohn Erik erbt Thron

Gustav I. Vasa bestimmte in seinem Testament, der „letzten Rede“ von 1560, seinen ältesten Sohn Erik zum König. König Erik XIV. Zugleich versah er seine anderen Söhne mit eigens geschaffenen Herzogtümern – unter Eriks Oberherrschaft. Das barg Konfliktpotenzial. Die Herzogtümer entpuppten sich als Machtbasen gegen die königliche Zentralmacht.

Konflikt mit Johan III.

In den „Artikeln von Arboga“ von 1561 erneuerte Erik seinen Anspruch auf Herrschaft über die Herzogtümer. Das brachte ihn in Konflikt mit Johan, Gustav Vasas zweitgeborenem Sohn und Herzog von Finnland, der Eriks Anspruch nicht anerkannte.

Zugespitzt wurde die Fehde durch Johans Heirat mit Katarina Jagiellonica, der Schwester des polnischen Königs – und Katholikin. Damit nicht genug wurde beider Sohn Sigismund in Polen katholisch erzogen. Eine mögliche Rekatholisierung Schwedens wollte der calvinistisch eingestellte Erik im Keim ersticken und setzte seinen Bruder 1563 auf Schloss Gripsholm fest.

Damit brachte Erik wiederum den Hochadel gegen sich auf, dem an einer Schwächung des Königs gelegen war. Mit dessen Hilfe gelang es Johan 1568, nun Erik festzusetzen und sich den Thron anzueignen. Die Unterstützung des Hochadels hatte eine Erweiterung der Adelsprivilegien zum Preis.

Mit der Herrschaft Johans III. setzten die von Erik befürchteten gegenreformatorischen Bestrebungen ein. Das rief Johans und Eriks jüngeren Bruder Karl, Herzog von Södermanland, auf den Plan. Mit der Thronbesteigung Johans III. Sohns Sigismund eskalierte der Konflikt.

Siebenjähriges schwedisch-polnisch-litauisches Reich

Johan III. starb 1592. Da war Sigismund bereits König von Polen und Großfürst von Litauen und wurde nun aufgrund der Erbansprüche König von Schweden. Damit entstand ein schwedisch-polnisch-litauisches Großreich. Zugleich schien mit Sigismund III. Vasa als König die Rekatholisierung Schwedens kaum noch aufzuhalten.

Die Beschlüsse der Kirchensynode von Uppsala 1593 – die uneingeschränkte Geltung der Kirchenordnung Laurentius Petris von 1571 und des „Augsburger Bekenntnisses“ von 1530 – sollten dem Einhalt gebieten. Dem verweigerte sich Sigismund. Er lenkt erst angesichts des bewaffneten Aufmarschs seines Onkels Karl während der Beerdigungszeremonien für Johan III. ein. Zugleich ließ sich Karl zum Reichsverweser ernennen.

Eine Steigerung erfuhr der Konflikt mit dem – von Sigismund nicht genehmigten – Reichstag in Söderköping 1595, der den Herzog von Södermanland befugte, med råds råde, „mit dem Rat des Rates“ in Schweden zu regieren. In den Ständen bildete sich eine Karl- und eine Sigismund-Partei.

Nach gebrochenen Versprechen und bewaffneten Auseinandersetzungen setzte ein Reichstag 1599 Sigismund schließlich als König ab. Karl rechnete mit den Anhängern des gestürzten Königs ab. Im Jahr 1600 hielt er Gericht, das als „Blutbad von Linköping“ in die Geschichte einging.

Polen-Litauen zählte nun zu den Gegnern Schwedens. Herzog Karl regierte erneut als Reichsverweser, wurde 1604 zum König von Schweden ernannt und 1607 gekrönt. Er trat als Karl IX. das Gustav Vasas Erbe an.

Autor: Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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