Schwedens Geschichte: Entwicklung des Schwedischen Reiches im Mittelalter – Festigung und Verfall der monarchischen Zentralmacht (Teil 2)

Blick in die Klosterkirche Vadstena, die Blåkyrkan. Erbaut zwischen 1369 und 1430/40. Foto: Allie_Caulfield (CC BY 2.0)

Blick in die Klosterkirche Vadstena, die Blåkyrkan. Erbaut zwischen 1369 und 1430/40. Foto: Allie_Caulfield (CC BY 2.0)

So erfolgreich König Magnus II. Eriksson Schweden zur europäischen Großmacht machte. Der Aufstieg hatte seine Kehrseiten.

Anhaltende Finanzkrise

Infolge der Ausdehnung des Machtbereichs und des weiteren außenpolitischen Eifers ging dem König schlicht das Geld aus. Die 1350 ausgebrochene Pest samt ihrer wirtschaftlichen Folgen trug ihren Teil dazu bei.

Die königlichen Güter warfen nicht genug ab, um Krieg und Kauf der dänischen Gebiete zu refinanzieren. Immer mehr königlicher Besitz wurde an den Adel veräußert. Das brachte zwar kurzfristigen Gewinn, verschärfte aber auf Dauer die finanzielle Misere. In seiner Not lieh Magnus sich Geld, das für den Papst bestimmt war. Zurückzahlen konnte er es nicht. Woraufhin das Kirchenoberhaupt 1351 ihn und seine Bürgen aus dem Reichsadel mit dem Kirchenbann drohte.

1352 frevelte Magnus erneut. Nach Einführung mehrerer Sondersteuern hob er die Steuerfreiheit der Geistlichkeit auf. Ein klarer Verstoß gegen den „Freiheitsbrief“ von 1319.

Kampf um den Thron

Unmut hatte sich schon mit Durchsetzung der Erbmonarchie und Finanzkrise angestaut. Die Missachtung der Kirchenprivilegien brachte das Fass zum Überlaufen. Unter Führung von Magnus’ Sohn Erik erhob sich 1356 der Ratsadel gegen den König. Aus dem Aufstand resultierte eine Teilung des Reichs, bis zu Eriks Tod (1359).

Im Kampf um die schwedische Krone erbat sich Magnus Hilfe vom Dänenkönig Valdemar Atterdag gegen die Rückgabe der südschwedischen Territorien. An diese Vereinbarung wollte sich Magnus nicht halten, es kam zum Krieg (1360-1370) und die Territorien fielen doch an die Dänen.

Da half auch die Ehe Magnus’ Sohns Håkans (der seit 1362 gemeinsam mit dem Vater regierte) mit Valdemars Tochter Margareta (1363) wenig. Vielmehr verlor nun Håkan die Gefolgschaft eines Teils der „Großen des Reiches“, der stormän. Hatten diese doch eine Verbindung mit Elisabeth von Holstein eingefädelt. Stattdessen wählten die stormän Albrecht d. J. von Mecklenburg 1364 zum König.

Mir der Schlacht am Gataskogen 1365 verloren Magnus und Sohn die schwedische Krone. Immerhin blieb ihnen noch Norwegen.

Verfall königlicher Macht

Die Regentschaft König Albrechts (1364-1389) ist gekennzeichnet vom Niedergang monarchischer Zentralmacht. Er war vom Adel auf den Thron gehoben und auf dessen Hilfe im Kampf gegen Magnus und Håkan angewiesen. Der Einfluss des Adels auf die Regierung wurde stetig größer. Zudem verscherzte es sich Albrecht mit dem Volk, da er schwedisches Land bevorzugt an deutsche Getreue verpfändete. Bald stand Håkan mit Heer und bäuerlicher Hilfe in Norrmalm, kurz vor Stockholm.

Beendet wurde der Krieg in trilateralen Verhandlungen, wobei der Reichsrat 1371 durchsetzen konnte, dass Albrecht zwar König blieb, in der Tat die Macht jedoch beim Rat und damit bei dessen einflussreichstem Vertreter Bo Jonsson Grip lag. Die „königliche Zusicherung“ (konungaförsäkran) dokumentiert 1383 die starke Beschränkung königlicher Macht.

Schweden verliert seine Eigenständigkeit

Nach dem Tod Bo Jonssons (1386) schickte sich Albrecht an, die Macht und Würde des Königs wiederherzustellen. Die Pläne sich adlige Güter zu bemächtigen und die Vormundschaft über Bo Jonssons Witwe und Kinder zu übernehmen, riefen jedoch dessen Testamentsvollstrecker auf den Plan. Der suchte Hilfe bei Margareta I., Witwe Håkans und Königin von Dänemark und Norwegen (1387/88 – 1412).

In der Schlacht bei Åsle besiegte sie Albrecht und setzte obendrein dessen Sohn Erik fest. Die Freigabe Eriks 1395 war mit der Bedingung verknüpft, dass Albrecht nur gegen die Zahlung einer festgelegten Geldsumme innerhalb von drei Jahren den schwedischen Thron behalten durfte. Zahlen konnte er nicht.

1389 wurde Margareta als „Schwedens vollmächtige Frau und rechte Herrin“ anerkannt. Schweden blieb zwar eine politische Einheit, aber unter dänischer Vorherrschaft – das Zeitalter der Kalmarer Union.

Autor(in): Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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