Schwedens Geschichte: Entwicklung des Schwedischen Reiches im Mittelalter – Die frühe Monarchie

St. Sigfrids Quelle in Husaby. Der Legende nach Taufort Olovs Skötkonnung. Foto: Fred J /commons.wikimedia.org (CC BY-SA 1.0)

St. Sigfrids Quelle in Husaby. Der Legende nach Taufort Olovs Skötkonnung. Foto: Fred J /commons.wikimedia.org (CC BY-SA 1.0)

 

Mit der Taufe Königs Olov Skötkonnung und der ersten „Einigung“ der Herrschaftsgebiete der Svear und Götar zum Svea Rike (um 1008) unter ihm bricht eine neue Zeit in Schwedens Geschichte an: das Mittelalter. Eine Epoche, die etwa 500 Jahre dauerte. Bis zur Wahl Gustav Vasas zum König 1523. 500 Jahre, in denen sich die Monarchie durchsetzt, das „Schwedische Reich“ Formen annimmt.

Zentralmacht und „Landschaften“

Zunächst sah sich die monarchische Zentralmacht Partikularinteressen gegenüber. Der Führungs- und Einigungsanspruch der Könige gegenüber den bis zu 27 „Landschaften“ (landskap) mit eigenen politischen Führern, eigenen Rechten und eigener Rechtsprechung.

An diesem Dualismus änderte der Zusammenschluss der Gebiete der Svear und Götar nichts. Allein auf die beiden „Gründungsmitglieder“ des Schwedischen Reiches verteilten sich zur Mitte des 11.Jahrhunderts 17 verschiedene Landschaften. Zwar sammelten diese sich hin und wieder zu größeren Verbänden und einem gemeinsamen Herrscher, insbesondere für Kriege, beharrten aber vehement auf ihren eigenen Interessen, sobald sie eine Zentralmacht für überflüssig befanden.

Erschwerend auf die Ansprüche auf die territorialherrschaftliche Einigung unter einer monarchischen Zentralgewalt wirkte sich die Instabilität der Monarchie selbst aus. Thronfeden, Regierungskrisen, Rivalitäten innerhalb der Adelsgeschlechter, auch bedingt durch das Wahlkönigtum waren keine Seltenheit.

So wechselten sich zwischen 11. und 14. Jahrhundert fünf Dynastien auf dem Thron munter ab. Die Ersten, die sich als Könige von Schweden bezeichnen konnten, waren die Ynglingar (Ende 10.Jhd. bis 1060). Ihnen folgten die Stenkilar (ca.1060 bis 1130), die Sverker- und Erik-Dynastie (ca. 1130 bis 1250), die Folkungar und Bjälbo (1250 bis 1364/71) und die Mecklenburger (1364 bis 1389).

Vier Grundlagen der frühen Monarchie

Im Ringen mit den Partikularmächten gaben der schwachen Monarchie in ihrem frühen Stadium (von der Jahrtausendwende bis 1250) vier Stützen Halt: die Eriksgata, die Kirche, der Reichsadel und die Außenpolitik.

Auf der sogenannten Eriksgata reiste der Monarch durch die verschiedenen Landschaften. Von den regionalen politischen Vertretungen, dem ting, ließ er sich und seine Herrschaft bestätigen über das Reich. Das Prinzip ähnelt den „Reisekönigen“ und den Pfalzen im Frankenreich und dem Deutschen Reich im Mittelalter.

Dom zu Uppsala (1289-1435 erbaut). Foto: mararie /flickr.com (CC BY-SA 2.0)

Dom zu Uppsala (1289-1435 erbaut). Foto: mararie /flickr.com (CC BY-SA 2.0)

Mit der im 9. Jahrhundert einsetzenden Christianisierung wächst über einen längeren Zeitraum eine weitere Stütze der Zentralmacht heran. Wobei Kirche und Königtum in ihrer Entwicklung wechselseitig aufeinander angewiesen. Die Etablierung der Kirche – und die damit verbundenen kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen – und der Erhalt eines eigenen Erzbistums (Uppsala 1164) waren in Schwedens Geschichte insofern bedeutsam, dass sich eine gesamtschwedische Institution herausbildete. Somit eine wichtige Grundlage für Reichseinheit und Monarchie.
Als dritter Pfeiler der Monarchie und deren zentralen Herrschaftsanspruch entwickelte sich zwischen 1060 und 1250 aus der Landschaftsaristokratie der Reichsadel. Die schwedischen Könige setzten durch, dass die hövdingar (Häuptlinge) der Landschaften Boden erwarben – auch außerhalb ihrer angestammten Gebiete. In der Folge nimmt die Bindung der „Landesfürsten“ an ihre „Landschaft“ ab. Zugleich steigt die Abhängigkeit vom Monarchen, um die außerhalb der Stammlande liegenden Güter zu beschützen. Das Verhältnis der Interessen verschiebt sich zugunsten des Reiches.

In dem Streben nach Reichseinheit und zentraler Herrschaft kommt auch eine gesamtschwedische Außenpolitik auf. Die vierte Stütze der frühen Monarchie unterlag der Zuständigkeit von König und Reichsaristokratie. Wobei für die Zeit vor 1250 weniges bekannt ist. Überliefert – in einer Abschrift aus dem 13. Jahrhundert – ist das sogenannte Grenzdokument (gränsdragningsdokumentet) von 1101. Das Schriftstück belegt ein Treffen der Könige von Schweden, Dänemark und Norwegen in Kungahälla. Hierbei wurden die Grenzen zwischen den drei Königreichen erstmals schriftlich festgehalten.

Ins Reich der Spekulationen fallen dagegen Beziehungen zu anderen (Nachbar-)Mächten. Als wahrscheinlich gilt, dass die schwedischen Könige die Entwicklung der Hanse und ihre Beziehungen im Ostseeraum nicht einfach so hinnahmen. Auch dürfte die Kreuzzugpolitik der dänischen Herrscher, des Heiligen Römischen Reiches und der katholischen Kirche im Ostseeraum dazu geführt haben, dass Schweden seinerseits in den östlichen Ostseeraum vordrang und sich schließlich Finnland einverleibte, im Jahr 1323.

Bis dahin setzt sich die Monarchie durch. Eine zentrale Gestalt auf der nächsten Etappe in Schwedens Geschichte, der Festigung der Zentralgewalt (1250 bis 1319) ist Birger Jarl.

Autor(in): Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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