Schwedens Geschichte: Eine europäische Großmacht

Karte Schweden von Gustav Vasa bis 1660

Eine europäische Großmacht: Die Karte zeigt die Erwerbungen des Schwedischen Reiches von Gustav Vasa bis 1660. Abbildung: Memnon335bc /commons.wikimedia.org/ (CC BY 3.0)

Im 17. Jahrhundert erlangte Schweden die Stellung als europäische Großmacht. Das Königreich am Rande Europas eroberte die Vorherrschaft über die Ostsee. Selbst München ist vor schwedischen Truppen nicht mehr sicher. Doch Schwedens Geschichte ist in dieser Zeit nicht nur von einer expansiven Außenpolitik gezeichnet. Innenpolitisch fördert und erfordert die Großmachtstellung zahlreiche Reformen. Reformen, die das schwedische Staatswesen bis heute beeinflussen.

Es ist die hierzulande wahrscheinlich geläufigste Epoche in Schwedens Geschichte: Die Zeit Schwedens als europäische Großmacht. In ihr Liegen fast 200 Jahre „Schwedenzeit“ in Deutschland begründet. Mal zeigt sich das in „Schwedenfesten“ oder in Begriffen wie „Schwedenschanzen“, „Schwedentrunk“ oder den „Schwedenlöchern“ in der Sächsischen Schweiz. Mal in architektonischen Zeugnissen wie den „Schwedenspeichern“ in Stade und Stralsund. In Überlieferungen wie „Unter den drei Kronen lässt es sich gut wohnen“ oder in der „Schwedenstraße“. Wie kein zweiter schwedischer König wird Gustav II. Adolf mit europäischer und insbesondere auch deutscher Geschichte in Verbindung gebracht.

Wobei Schweden die größte flächenmäßige Ausdehnung in seiner Geschichte und den stärksten Einfluss auf die Geschicke des Kontinents erst unter Gustavs Nachfolgern erlebte. Dennoch gilt in der Literatur teilweise seine Thronbesteigung 1611 als Beginn Schwedens Zeit als europäische Großmacht. An anderen Stellen wird dafür der Frieden von Stolbovo 1617 genannt, mit dem das Königreich seine Grenzen im Osten sichern konnte.

Europäische Großmacht für ein Jahrhundert

Der Frieden von Stolbovo bringt Schweden Ladoga-Karelien (Kexholms län) und Ingermanland ein. In der Folgezeit können noch Gebiete in Livland und Preußen erobert werden. Ein Begriff in diesem Zusammenhang ist Dominium maris Baltici, die „Ostseeherrschaft“.

Die Hegemonie im Ostseeraum gewann Schweden mit dem Eintritt in den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und mit dem Krieg gegen Dänemark 1657/58. Der Westfälische Frieden 1648 und der Frieden von Roskilde 1658 führten endgültig zur Großmachtstellung.

Gedenkstein für Gustav II. Adolf und Karl XIV. Johann in Serno/ Sachsen-Anhalt

Erinnerung an Schwedens Großmachtzeit: Der „Schwedenstein“ zum Gedenken an Gustav II. Adolf und Karl XIV. Johann in Serno, Coswig, Sachsen-Anhalt. Foto: Doris Antony /commons.wikimedia.org/ (CC BY-SA 3.0)

In der Folgezeit sah sich Schweden wieder vermehrt Konflikten mit Dänemark, Russland und Polen-Litauen gegenüber, die schließlich im Großen Nordischen Krieg (1700-1721) mündeten. Der Ausgang des Krieges war folgeschwer. Er gilt als Ende der Zeit Schwedens als europäische Großmacht.

Dass das skandinavische Königreich diese Stellung überhaupt erreichen konnte, wirkt angesichts der Voraussetzungen teils rätselhaft. Das Land war agrarisch geprägt und vor allem hatte es eine schwache Bevölkerungsbasis. 1625 lag die Einwohnerzahl des Königreichs bei 1,1 Millionen. Zum Vergleich: Deutschland hatte zu jener Zeit rund 17, Frankreich über 20 Millionen Einwohner. Selbst auf dem Höhepunkt seiner Machtentfaltung kam Schweden nur auf 2,5 Millionen Einwohner.

Das das Land dennoch zu einer Großmacht aufsteigen konnte, ist zum einen mit den äußeren Umständen zu beantworten. Zum anderen mit Reformen in Schweden selbst. Nicht zuletzt in der Militärverwaltung und Wirtschaftspolitik (und den damit verbundenen sozialen Entwicklungen). Genauso in der Territorial-, Finanz- und Kirchenverwaltung.

Ebenso gehört zu Schwedens Geschichte als europäische Großmacht die Etablierung des Absolutismus, die beginnende „Eroberung“ des Nordens sowie die kurze Episode von Nya Sverige.

Autor: Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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