Schwedens Geschichte: Bauern, Adel, Geistlichkeit – Die Bevölkerungsdifferenzierung im Mittelalter (Teil 1)

In Hjulbäck. Der älteste Beleg des Dorfes am Siljan in Dalarna stammt von 1325. Foto: Calle Eklund/V-wolf /commons.wikimedia.org/ (CC BY 3.0)

In Hjulbäck. Der älteste Beleg des Dorfes am Siljan in Dalarna stammt von 1325. Foto: Calle Eklund/V-wolf /commons.wikimedia.org/ (CC BY 3.0)

Die treibenden Kräfte der schwedischen Unabhängigkeitsbestrebungen im Zeitalter der Kalmarer Union waren Adel, Bergleute und Hüttenunternehmer, die Bauern von Dalarna, die Stockholmer Bürgerschaft. Dabei zeigt sich fortgeschrittene Differenzierung der Bevölkerung, die mit dem politischen, wirtschaftlichen aber auch geistlichen Wandel im mittelalterlichen Schweden einhergeht. Zum Spätmittelalter hatte sich eine Ständeordnung entwickelt, die das gesellschaftliche Gefüge bis ins 19. Jahrhundert prägen sollte.

Basis der sich vollziehenden Bevölkerungsdifferenzierung war das Bauerntum, das bis in die jüngere Steinzeit zurückreicht. Im frühen Mittelalter erfuhr die schwedische Landwirtschaft einen Entwicklungsschub, dem neue soziale Strukturen folgten.

Landbesitz brachte Wohlstand

Aufgrund eines beachtlichen Bevölkerungswachstums wurden neue Flächen urbar gemacht. Zugleich hielten neue Agrartechniken wie Wechselfelderwirtschaft und Pflug Einzug und es wurde vermehrt Roggen statt Gerste angebaut. Aus diesen Neuerungen folgten bessere Ernten, höherer Viehbestand, Überschüsse, die verkauft weitere Investitionen (in Grund und Boden) ermöglichten. Wohlstand und Vermögen, Privatbesitz entstanden und mehrten sich über Landbesitz.

Zudem brachten die raumgreifende Erschließung und die neuen Techniken die Entstehung von Dörfern mit sich. Denn in der bäuerlichen Gemeinschaft waren Arbeitsteilung und Wechselfelderwirtschaft einfacher als auf Einzelhöfen möglich und vor allem Landgewinnung im großen Stil erst möglich.

Der expansiven Landwirtschaft des frühen Mittelalters folgte die Krise im späten Mittelalter. Nicht zuletzt durch die Pest im 14. Jahrhundert bedingt, die etwa ein Drittel der schwedischen Bevölkerung dahinraffte und gravierend ins wirtschaftliche und politische Leben des Reiches Einschnitt.

Boden und landwirtschaftliche Erzeugnisse verloren an Wert, Arbeitskräfte waren knapp, Boden und Siedlungen wurden aufgegeben. Andererseits stieg die Produktivität, konnte die Versorgung verbessert, Überschüsse generiert werden. Der Gewinn floss nun in Verbrauchswaren, förderte somit das Entstehen von (weiteren) Handelsplätzen und Städten.

Soziale Ordnung nach Landbesitz

Profiteure der (land)wirtschaftlichen Überschüsse waren in erster Linie die Monarchie, die jeweilige Dynastie an der Macht sowie Adel und Geistlichkeit. Die beiden Gruppen genossen aufgrund ihrer herausragenden Aufgaben wie Verteidigung des Landes bzw. Weltdeutung besondere Freiheit. Insbesondere die Abgabenfreiheit (frälse) ist hier zu nennen. Auf diesen von der Krone verliehenen Rechten gründeten jeweils eigene soziale Lebensordnungen.

Damit einher geht die Unterscheidung von Landbesitz nach rechtlichen Kategorien. Aus dem 13. Jahrhundert sind drei grundlegende Rechtskategorien bekannt. Danach werden die Höfe unterschieden in: „Steuerhöfe“, Höfe im eigenen Besitz von Bauern („Steuerbauern“); „Kronhöfe“, Höfe im Besitz der Krone, die von Pachtbauern oder „Kronbauern“ bewirtschaftet wurden und als Drittes die „Freienhöfe“. Diese waren im Besitz des abgabenbefreiten Adels bzw. der Geistlichkeit und wurden von frälsebönder, den frälse-Pachtbauern bewirtschaftet.

Autor: Mathias Grohmann – mathias_grohmann@web.de

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