Roslund & Hellström

Eher durch Zufall entdeckte ich vor zwei Jahren am Grabbeltisch ein Buch von Roslund & Hellström. Von dem Duo hatte ich entfernt schon einmal etwas gehört, also kaufte ich mir das Buch, das vom Klappentext her interessant klang und eine eher ungewöhnliche Krimigeschichte beschrieb. „Todesfalle“ beschreibt die Story eines getriebenen Mannes, wenn man so will. Dieser saß lange im Todestrakt eines Gefängnisse in Ohio, weil er ein Mädchen vergewaltigt und getötet haben soll und lebt mit anderer Identität in Skandinavien. Das Buch fesselte mich von der ersten Seite an. Nicht, weil es so furchtbar spannend geschrieben war, dass einem fast die Luft wegbleibt. Nein, eigentlich sind die Bücher sogar eher ruhigeren Kalibers. Ich finde, man muss sich auch ein wenig reinlesen, um die Charaktere und Handlungsstränge schnell zu begreifen (das könnte man vielleicht als eine Schwäche der Autoren ansehen). Aber dafür wirken die Geschichten sehr echt. In dem genannten Buch gibt es am Anfang eine Szene, die – auf nur einer halben Seite – die Hinrichtung eines Menschen beschreibt. Danach musste ich das Buch erst einmal zur Seite legen, um das Gelesene zu verarbeiten…

Hier aber liegt in meinen Augen genau die Stärke der beiden Autoren. Ich habe inzwischen mehrere Bücher von ihnen gelesen (mein Favourit ist „Die Bestie“) und immer wieder fällt mir auf, wie sehr die beiden tief die menschliche Seele ausloten und vor allem, kleine Momente sehr detailliert beschreiben, dass sie einen regelrecht treffen. Bisher habe ich solch eine Szene für mich in jedem Buch der beiden entdeckt. Bei der o.g. war ich regelrecht schockiert, da ich mich fühlte, als säße ich live als Zuschauer dabei.

Anders Roslund und Borge Hellström haben mittlerweile sechs Romane veröffentlicht und zahlreiche Auszeichnungen dafür erhalten. Anfang Mai erschien der aktuelle Band um Kommissar Ewert Grens mit dem Titel „Två soldater“. Mit Ewert Grens haben Roslund & Hellström einen recht eigenwilligen Kommissar bei der Stockholmer Kripo geschaffen. Eine Figur zwischen 55 und 60 Jahren alt mit einer absoluten Vorliebe für Siw Malmkvist, deren Musik Grens – teilweise zum Leidwesen seiner Mitmenschen – quasi Tag und Nacht begleitet.

Anders Roslund ist Fernsehjournalist und Erfinder der Kulturnyheterna bei SVT 1. Börge Hellström, selbst ehemaliger Strafgefangener, ist Mitinitiator von KRIS (Kriminellas Revansch I Samhället) und engagiert sich in der Rehabilitation straffällig gewordener Jugendlicher. Bei den Arbeiten zu einem Dokumentarfilm traf Anders auf Börge und die beiden beschlossen auch danach weiter zusammen zu arbeiten. So entstand Ihr gemeinsames Erstlingswerk „Odjuret“ (dt. Titel „Die Bestie“), in dem ein Vater Selbstjustiz an dem Mörder seiner Tochter übt und damit viele Fragen aufwirft.

Es mag Autoren geben, die durchaus spannendere Bücher schreiben. Die teils widersprüchlichen Rezensionen bspw. bei Amazon zeugen davon. Dennoch ziehen die Bücher von Roslund & Hellström einen schnell in den Bann und hinterlassen einen gewissen Beigeschmack. Man lebt und leidet mit den Charakteren als wäre man live dabei. Und auf die fast schon zur Gewohnheit gewordene Gesellschaftskritik braucht der Leser auch hier nicht zu verzichten.

Weitere Infos: http://www.roslund-hellstrom.com/

Autor(in): Christiane – trollet@gmx.de

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