Pär Lagerkvist – ein schwedischer Nobelpreisträger

Pär Lagerkvist Foto: nobelprize.org

1951 wird Lagerkvist der Literaturnobelpreis verliehen. Das Komitee ehrt damit seine außerordentlichen künstlerischen Fähigkeiten und seine Eigenständigkeit, mit denen er in seinen Werken die Antwort auf die ewigen Fragen des Menschen sucht.

Womit beschäftigte sich Lagerkvist nun eigentlich und was sind das für künstlerische Fähigkeiten?

Am 25. Mai 1891 erblickt Pär Fabian Lagerkvist in Växjo das Licht der Welt. Er ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern. Seine Eltern sind streng gläubig und so findet Lagerkvist im Haus auch nichts anderes zu lesen als die Bibel und Gesangsbücher. Seine religiös geprägte Erziehung hat auch später noch Einfluss auf sein literarisches Schaffen. Seine Werke beschäftigen sich mit den grundlegenden Fragen des Lebens – der Glaube oder die Glaubenslosigkeit des Menschen, sei es an Gott oder einfach an das Gute und Böse an sich.

Lagerkvist beschließt bereits in seiner Jugend als Schriftsteller tätig zu werden und veröffentlicht erste Gedichte in der Lokalpresse, bevor er 1910 zum Studium der Literatur und Kunstgeschichte nach Uppsala zieht. Während eines Auslandsjahres, in dem er in Paris Kunst studiert, begeistert ihn der Expressionismus und Kubismus, woraufhin er das Manifest Ordkonst och bildkonst (1913) verfasst. Beeinflusst von diesen Strömungen, sieht Lagerkvist die Aufgabe des Autors darin, sich von herrschenden naturalistischen Darstellungen des Reellen ab zu wenden und vielmehr der eigenen, subjektiven, künstlerischen Logik zu folgen. Dabei gilt: Weniger ist manchmal mehr – die Sprache des Autors soll einfach und reduziert sein.

Mit seinem Gedichtband Ångest (1916) gelingt Lagerkvist ein erster Erfolg. Verfasst hat er Ångest während des 1.Weltkriegs bei einem  Aufenthalt in Kopenhagen. In diesem Werk behandelt er grundlegende Themen wie Verlassenheit und Tod, deren Darstellung durch einfache Sprache in knappen Strophen an Intensität gewinnt.

Pär Lagerkvist ist jedoch nicht nur Lyriker. Er verfügt über eine weite literarische Bandbreite, schreibt u.a. auch Romane. Mit Bödeln (1933), einer grotesken Erzählung von einem mittelalterlichen Henker, der in einem Tanzlokal der 30er Jahre landet und dort zum Führer ernannt wird, gewinnt er internationale Beachtung. Das Böse erscheint in dieser Erzählung nicht als etwas aus dem historischen Kontext Entstehendes, sondern vielmehr als etwas ewig Existierendes, welchem man sich nicht erwehren kann. Mit diesem Roman stellt sich Lagerkvist  gegen den Totalitarismus Stalins und Hitlers und landet dafür in Deutschland prompt auf der „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ der Nationalsozialisten.

Mit dem Roman Barabbas erlangt Lagerkvist 1950 endgültig Weltruhm. Literaturnobelpreisträger André Gide lobt diese Erzählung kurz nach Veröffentlichung als Meisterwerk. Die Story basiert auf einer biblischen Geschichte und demonstriert wie ein Ungläubiger seinen Glauben findet. Hauptfigur Barabbas wird als Mörder und Dieb zum Tode verurteilt. Anstelle von Jesus, wird jedoch er durch Pontius Pilatus begnadigt. Der Roman ist so erfolgreich, dass er gleich zweimal verfilmt wird: 1953 in Schweden und 1962 in Italien, in der Hauptrolle mit Anthony Quinn.

Seit 1940 ist Pär Lagerkvist Mitglied der Schwedischen Akademie. 1941 wird er zum Ehrendoktor der Universität Göteborg ernannt und erhält 1951 den Literaturnobelpreis, bevor er am 11. Juli 1974 stirbt.

Autor(in): Svenja Bichbäumer – svenjabich@web.de

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