Midsommar in Schweden

Midsommarfirande. Foto: Wiglaf, Wikipedia

Midsommar in Schweden – das bedeutet Feiern, Singen, Tanzen, Essen und fröhlich sein. Nach Weihnachten gilt Midsommar als das beliebteste Fest in Schweden. Endlich ist der Sommer da und die Schweden feiern ausgiebig mit Verwandten und Freunden. Man tanzt um die Midsommarstången, lässt es sich gut gehen, genießt die typischen Spezialitäten und auch der Alkohol fließt in Strömen. Midsommar feiert man in Schweden immer an dem Samstag, der zwischen dem 20. und dem 26. Juni liegt.

Unter dem Mittsommerfest werden eigentlich die Feierlichkeiten zur Sommersonnenwende bezeichnet, wie sie auch in anderen Ländern gefeiert werden. Die Sonne erreicht den nördlichsten Punkt ihrer Umlaufbahn. Auch in Deutschland kennt man das Johannesfest am 24. Juni, das Fest von Johannes dem Täufer. Nach dem julianischen Kalender war dies das Datum der Sommersonnenwende. In den skandinavischen Ländern hat dieses Fest einen viel höheren Stellenwert als bei uns in Deutschland. Das hängt damit zusammen, dass man sich nun nach dem Winter mit den langen, dunklen Nächten wieder auf den Sommer freut, wenn es kaum dunkel wird und man den längsten Tag des Jahres ausgiebig feiert. Nördlich des Polarkreises kann nun mit etwas Glück auch die Mitternachtssonne gesehen werden.

Früher war der 24. Juni der Mittsommertag, aber seit 1953 wird das Mittsommerfest immer auf den Samstag gelegt, der zwischen dem 20. und dem 26. Juni liegt. In anderen skandinavischen Ländern wie Norwegen, Estland und Lettland hat man den 24. Juni beibehalten. Das Fest beginnt bereits am Freitag, dem Midsommarafton. An diesem Tag wird auch die Midsommarstången aufgestellt, die man mit dem deutschen Maibaum vergleichen kann. Wahrscheinlich kam die Mittsommerstange auch tatsächlich im 14. oder 15. Jahrhundert aus Deutschland nach Schweden. Schon zu jener Zeit lebten viele Deutsche in Schweden, die ihre Bräuche mit in die neue Heimat brachten und dazu gehörte eben auch der Maibaum, auch wenn heute viele glauben, dass er seine Wurzeln in der Provinz Dalarna hat.

Die Midsommarstången wird entsprechend der jeweiligen Region mit Blumen und Blättern geschmückt. In Dalarna findet man natürlich traditionsgemäß überall das Dalarna-Pferdchen auf den Midsommarstången. Schon den ganzen Tag über werden die Vorbereitungen getroffen und im Laufe des Nachmittags geht es dann richtig los. Es wird im Kreis um den Baum getanzt und entsprechende Lieder gesungen oder auch Spiele durchgeführt. Mädchen und Frauen tragen sommerliche Kleidung und man schmückt sich gerne mit einem Blumenkranz um den Kopf. Manchmal trägt man auch die Tracht der jeweiligen Region. Zum Essen gibt es vor allem Hering, neue Kartoffeln, Knäckebrot und Käse und man trinkt dazu Bier oder Schnaps, begleitet von einem Trinklied. Als Nachtisch genießt man die ersten schwedischen Erdbeeren.

Der Midsommardagen, also der Samstag ist dann der richtige Feiertag, an diesem Tag sind die Geschäfte geschlossen, häufig auch schon am Freitag und schon ab Freitagmittag arbeitet eigentlich niemand mehr. An Midsommardagen feiert man dann vor allem in der Familie. Er gilt als offizieller schwedischer Flaggentag. Zunächst schläft man aber mal aus, denn am Abend zuvor wurde ja richtig gefeiert, und dann geht es eher gemütlicher zu.

Midsommar ist auch mit viel Aberglauben oder Volksglauben verbunden. Man erzählt sich, dass in der Nacht auf Midsommar viele besondere Kräfte wirken. So heißt es, wenn ein junges, unverheiratetes Mädchen an Midsommar sieben verschiedenen Blumen von sieben verschiedenen Wiesen pflückt und sich diese in der Nacht unter das Kopfkissen legt, dann wird es in der Nacht von dem Mann träumen, den es heiraten wird. Es muss aber beim Pflücken der Blumen absolut still sein und darf auch niemandem davon erzählen. Ob die Mädchen heute noch daran glauben, sei in Frage gestellt. Auch sollen Blumen, die an Mittsommer gepflückt und anschließend getrocknet werden, Krankheiten heilen. Man sollte jedoch an Mittsommer nicht in schwedischen Gewässern baden. Dort herrscht der Näcken, ein Wassergeist.

Viele Hochzeiten werden an diesem Tag geschlossen. Das geht auf die alte Tradition zurück, dass vor etwa 100 Jahren, der Mittsommertag der Tag war, an dem die Menschen frei hatten, um zu feiern, eine Möglichkeit also, sich kennen zu lernen. Und auch heute noch lernen sich viele Paare bei und durch diese Feierlichkeiten kennen.

Die alten Bräuche und der Volksglauben stehen heute nicht mehr so im Mittelpunkt. Vielleicht noch etwas auf dem Land. Die Tradition mit der Midsommarstången jedoch schon. Häufig feiert man aber heute auch einfach mit Freunden, zu Hause oder in der freien Natur bei einem Picknick. Und als Besucher ist es sicher mal interessant, dieses Fest mitzuerleben.

Trevlig Midsommer!

Autorin: Heide Walker – Heide.Walker@web.de

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