Krawalle in Stockholm

Quelle: stern.de

brennende Autos in Husby

Das Bild, das die meisten Menschen von Schweden haben, dürfte nach den Krawallen in Stockholms Vororten erschüttert worden sein. Eine gute Woche lang brannten dort Autos und wurden Steine zu Wurfgeschossen. Der Auslöser – nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Ende Mai stirbt im Stockholmer Vorort Husby ein 69-jähriger Mann in einem Handgemenge mit der Polizei. Wie es zu dem Tod kam, bleibt ungeklärt. Was auf diesen Vorfall folgt, damit hat wohl kaum jemand gerechnet – weder die Menschen in Husby und im Rest Schwedens, noch die internationale Gesellschaft. Dabei scheint der Tod des Mannes nur der Tropfen gewesen zu sein, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Die Jugendorganisation Megafonen, die auch in Husby tätig ist, schreibt nach dem Vorfall auf ihrer Homepage: „Wäre das in Kungsholmen passiert, wäre es ein Skandal gewesen.“ Kungsholmen, einer der wohlhabendsten Stadtteile Stockholms. Also genau das Gegenteil von Husby. Denn dort leben ca. 11.000 Einwohner, 8 von 10 haben einen ausländischen Hintergrund. Vor allem die Jugend kämpft mit schlechten Schulabschlüssen und mit hoher Arbeitslosigkeit. Schon öfter ist es zu Ausschreitungen zwischen den Jugendlichen in Husby und der dortigen Polizei gekommen. Megafonen ruft nach dem Tod des 69-Jährigen zu einer Demonstration auf, um endlich gegen die Polizeigewalt anzugehen. Angeprangert wird vor allem das viel zu harte Durchgreifen. Vielmehr sollte die Polizei auf Diplomatie setzen.
Diplomatie fehlte auch in den darauffolgenden Auseinandersetzungen, die sich schnell auf weitere Stadtteile Stockholms ausbreiteten. Brennende Autos, Steine, die durch die Luft fliegen – ein Bild, das man so von Schweden nicht kennt. Der Tenor der Demonstranten und Randalierer: „Wir wollen behandelt werden, wie alle Schweden“. Der Stadtteil Husby hat viele Probleme. Die wurden bisher allerdings ignoriert und auch die Eigeninitiative der Einwohner Husbys, die zum Beispiel selbst eine Nachtpatrouille gegründet haben, kommt nur schwer voran.
Die Krawalle dauerten einige Tage und Nächte an. Danach gerieten die Bilder wieder in Vergessenheit – die Situation bleibt aber weiter problematisch. Die Menschen in Husby hoffen, dass sie nun endlich gehört wurden und die schwedischen Politiker nun endlich handeln, damit alle Schweden, die gleichen Chancen haben.

Autor(in): Lotte – charlotte.roggenbuck@t-online.de

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