„Ich, Birger Jarl!“

Ein persönliches Treffen nach 800 Jahren – mit Birger Jarl

In einer archaischen Zeit, die von kleinlichen Machtfehden zwischen Königsgeschlecht und anderen „Großmännern“ geprägt war, trat Birger Jarl auf den Plan der Geschichte. Als er wieder abgeht, hinterlässt er ein katholisches Königreich von großer Bedeutung für das mittelalterliche Europa. Und noch im Jahr 2010 erinnert man sich an den Mann, der vor 800 Jahren in Bjälbo, Östergötland, geboren wurde: Birger Magnusson – der letzte Jarl Schwedens und Begründer Stockholms.

In einer Ausstellung im Stockholmer Medeltidsmuseum kann man ihm sogar ins Angesicht schauen. Birger Jarl wurde nämlich nach neuesten kriminaltechnsichen Methoden rekonstruiert, sein Schädel vermessen, seine strengen Züge modelliert.

In einem Flickenteppich aus verfeindeten Adels-Clans und Fraktionen verhalf Birger Magnusson der schwedischen Krone als Reichsverweser zu mehr Autorität und stärkte die Zentralisierung des Staatswesens. Er zögerte dabei nicht, noch selbst zur Waffe zu greifen und diverse Adelsaufstände niederzuschlagen. Mit der Unterstützung der Kirche gelang es Birger Jarl, die Gesetzgebung in den einzelnen Regionen Schwedens zu vereinheitlichen – und zu modernisieren. Unter seiner Ägide wurden Hausfrieden, Frauenfrieden, Thingsfrieden und Kirchenfrieden zu Reichsgesetzen. Er erreichte ein Verbot der Versklavung von Schuldnern und regelte das Erbrecht für Frauen neu.

Seinen Einfluss gewann Birger als Vormund des minderjärhigen Königs Eriks „der Lispelnde und Hinkende“. Als mit dessem Tod das Königsgeschlecht ausstarb, wurde Birger Jarls eigener Sohn, Valdemar, zum König ernannt. Die Fäden zog aber immer noch der Vater. Er veranlasste die Befestigung der Einfahrt in den Malären und machte Stockholm zur attraktiven Handelsstadt für die aufblühende Hanse.

Des Jarls letzte Ruhestätte : Varnhems klosterkyrka

Am Stockholmer „stadshus“ steht Birger Jarl zu Ehren ein Grabmonument, doch die sterblichen Überreste des mittelalterlichen Staatsmannes gelangten nie dorthin: denn das Zisterzienserkloster in Varnhem, wo er zunächst beigesetzt wurde, wollte den prominenten Leichnam nach so langer Zeit lieber für sich behalten. Die letzte Ruhe für Birger Jarl wurde 2002 dennoch beendet, als man die Grabanlage in der Varnhem-Kirche öffnete. Durch die Funde konnte man die historische Person exakt identifizieren – und rekonstruieren. Und so kam Birger – am Ende dieser 800-jährigen Reise – dann doch noch in Stockholm zu Ehren.

Quellhinweis Bilder: wikimedia.commons

Autorin: Katja Singer – katja-singer@gmx.de

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