ICA: Gut einkaufen seit 100 Jahren

Die Einkaufsgemeinschaft ICA

Die Einkaufsgemeinschaft für selbstständige Kaufleute startete 1917 und wurde 1939 zur „Inköpscentralernas AB Ica“. Foto: ICA-Gruppen

Von Lappland im Norden bis Skåne im Süden kennt sie jeder: Die ICA-Geschäfte. Sie sind Einkaufszentrum, Treffpunkt und Arbeitsplatz für die örtliche Bevölkerung und halten den Handel selbst an kleinsten Orten lebendig. Viele Touristen lernen ICA bereits kurz nach ihrer Ankunft kennen, denn die Märkte sind beliebte Anlaufstellen für frische Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs. Der Vertrauensvorschuß kommt nicht von ungefähr, – schließlich gibt es ICA schon seit 100 Jahren! 2017 feiern die Kaufleute zusammen mit den Kunden das große Jubiläumsjahr.

Über 1300 Geschäfte tragen derzeit das rote ICA-Logo, aber als „Kette“ bezeichnen sich die ICA-Händler bis heute nicht. Im 100. Jubiläumsjahr besinnt man sich auf die Anfänge und die so genannte „ICA-Idee“, die selbstständige Kaufleute unterstützt und fördert. Und das kam so:

1917 gründete Hakon Swensson in Västerås eine Einkaufsgemeinschaft für Krämer und Gemischtwarenhändler. Ähnlich einer Genossenschaft waren diese Kaufleute selbst Mitglieder oder Anteilseigner der Gesellschaft und profitierten – jeder für sich – von den so erzielten Preisvorteilen. Viele unabhängige Einzelhändler, die vor Ort ums Überleben kämpften, sahen in der Einkaufsgemeinschaft ihre Rettung und schlossen sich Hakons Swenssons „Einkaufszentrale“ an.

Der Name ICA entstand erst 1939, als Hakon Swenssons Gesellschaft sich mit drei weiteren händler-eigenen Grossisten zusammenschloss und die „Inköpscentralernas AB Ica“ gründete. Von nun an deckte diese Einkaufsgemeinschaft ganz Schweden, außer Skåne, ab. Für die angeschlossenen und belieferten Einzelhändler folgte eine Zeit des Wachstums, wobei sie vor Ort weiterhin selbstständig agierten und noch nicht einmal „ICA“ im Firmennamen trugen.

Es sollte noch bis 1964 dauern, ehe ICA als Firmen- und Markenname in der Geschäftswelt auf breiter Front sichtbar wurde. Um sich von Mitbewerbern abzugrenzen, nutzten die angeschlossenen Geschäfte jetzt verstärkt das rote Logo und machten gemeinsam Werbung.  Im Zuge des städtebaulichen Booms der 60er und 70er Jahre eröffneten in Schweden viele neue ICA-Geschäfte, und seither gehört „der ICA“ in der Ortsmitte zum schwedischen Alltag mit dazu.

Neubau-Boom in Schweden

Die 60er und 70er Jahre waren vom Neubau-Boom geprägt. Im Zuge des „Millionenprogramms“ entstanden so auch neue ICA-Märkte überall in Schweden. Foto: http://www.ica-historien.se

Während bereits etablierte ICA-Händler selbstständig weitere Läden eröffneten und kleine regionale Imperien bildeten, entwickelte man ein neues  Geschäftsmodell für die nächste Kaufmanns-Generation: Der ICA-Vertrag. Er übernahm einen großen Teil der Investitionssumme – und des Risikos – für einen neu eröffneten Supermarkt. Ging der neue Handel in die Gewinnzone, konnte der Händler seine Starthilfe nach und nach zurückzahlen und schließlich über 99 Prozent der Aktien selbst halten. Eine einzelne Aktie musste jedoch in ICAs Besitz verbleiben, um ein Vorkaufsrecht über den Standort zu bewahren.

In den 90er Jahren wandelte sich die Händler-Gemeinschaft zum Konzern, da die Regionalgesellschaften zusammengelegt wurden. Außerdem machte ICA den Schritt hinaus aus Schweden und beteiligte sich unter anderem an der norwegischen Hagengruppen. Die Konzentration im europäischen Handel erreichte das schwedische Handelshaus im Jahr 2000, als sich die niederländische Ahold-Gruppe 50 Prozent der ICA-Aktien erwarb. Seit 2014 sind diese wiederum in der Hand der neu gebildete ICA-Gruppe, die vom Verband der ICA-Händler zu 51 Prozent kontrolliert wird. Details dazu bei => Wikipedia.

Der klassische Landhandel in Schweden

Aus dem klassischen Landhandel sind zahlreiche ICA-Geschäfte hervorgegangen. Einer dieser historischen Läden wurde in der ICA-Zentrale Solna als Museum wieder aufgebaut. Foto: Pär Lundberg/ ICA-Gruppen.

Im 100. Jubiläumsjahr besinnt man sich wieder auf die Stärken der Kaufleute vor Ort. Denn wie ein einzelner Unternehmer seine Kunden bedient, und mit welchem Sortiment, das ist im Prinzip seine oder ihre Sache. Mit der Selbstständigkeit der Ladenbesitzer im Fokus, setzt die Gruppe auf regionalen Besonderheiten und Kundenstruktur eines Standortes. Surströmming oder Martinsgans? Hochseekrabben oder Flusskrebse? Knäcke- oder Tunnbröd? Was in einem ICA geht, passt vielleicht nicht in einen anderen.

Natürlich ist ICA nicht der einzige Mitspieler im hart umkämpften, schwedischen Lebensmittelhandel, aber einer der bekanntesten. Mit der Philosophie des selbstständigen Einzelhändlers, dem Ursprung als Einkaufsgenossenschaft und der zunehmenden Zentralisierung von operativen Aufgaben ist ICA mit deutschen Handelsriesen wie EDEKA vergleichbar.

Weitere Infos zur Geschichte (auf schwedisch) => ICA-historien. Infos zur => ICA-Gruppe (auf englisch)

Weitere bekannte Handelskonzerne in Schweden sind => Coop (kooperativa förbundet), => Hemköp (Axfood) oder => City Gross (Bergendahl Food AB).

Autorin: Katja Singer – katja-singer@gmx.de

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