Gränna und die Polkagrisar

Die Schweden essen gerne Süßigkeiten. Das weiß man. Man denke nur an das Angebot auf den schwedischen Weihnachtsmärkten an „Godis“ oder „Godsacker“, und sogar auf dem Julbord, dem schwedischen Weihnachtsbuffet findet man unter den Desserts auch einige dieser zuckrigen Varianten. Man kann durchaus sagen, dass Schweden das Land ist, in dem am meisten Süßigkeiten gegessen werden. Einen besonderen Stellenwert haben die Polkagrisar, zu Deutsch: Polkaschweinchen.

Jedes Kind in Schweden kennt diese rot-weißen Zuckerstangen. Hergestellt werden diese „Schweinereien“ in Gränna am Vätternsee, einem kleinen Ort mit etwa 2500 Einwohnern in Småland, etwa 40 km nördlich von Jönköping, der inzwischen bei in- und ausländischen Touristen ziemlich beliebt geworden ist. Im Sommer strömen die Touristen zu Tausenden durch das Städtchen und schauen bei der Herstellung der Polkagrisar in den verschiedenen Werkstätten zu.
Es begann damit, dass im Jahre 1859 die 25-jährige Witwe Amalia Erikson die Genehmigung erhielt, in Gränna eine Bäckerei zu eröffnen, um so über die Runden zu kommen. Neben dem Brotverkauf begann sie auch damit, eben diese Zuckerstangen herzustellen. Und so ist Gränna das Zentrum für Polkagrisar geworden und bis heute geblieben.
Ursprünglich waren die Polkagrisar rot und weiß gestreift und schmeckten nach Pfefferminze. Das hat sich aber heute etwas geändert, so werden die Stangen nun auch in anderen Farben und anderen Geschmacksrichtungen hergestellt, wie Erdbeere, Heidelbeere, Himbeere oder einfach mit Fruchtgeschmack. An sich sind diese farbigen Stangen aber keine echten Polkagrisar, sondern heißen eher „karamellstång“. Zutaten sind hauptsächlich Wasser, Zucker, Glukose und Essig, und eben in der Originalversion die Pfefferminze.
Beliebt sind sie vor allem auch an Weihnachten. Dann werden die Tüten mit den Stangen überall auf den Weihnachtsmärkten verkauft und man hängt sie auch als Dekoration in die Weihnachtsbäume.
Und nun fragt man sich, woher wohl der etwas seltsame der Name Polkagrisar kommt. Er stammt vermutlich tatsächlich von dem Tanz Polka ab, der in jener Zeit, als Frau Erikson mit der Herstellung der Polkagrisar begann, in ganz Europa verbreitet war. Auch in Schweden war damals und ist auch heute noch die Polka sehr beliebt, man denke an die Tänze um die Midsommerstången. Und so findet auch heute noch jedes Jahr im Juni in Gränna ein Tanzfestival statt, bei dem natürlich auch Polka getanzt wird.
So entstand wohl der erste Teil des Namens. Und woher kommt nun das Schwein? Eine Erklärung hierfür ist angeblich, dass Süßigkeiten zu jener Zeit spaßeshalber als grisar, also Schweine bezeichnet wurden.
Außer den Tanzveranstaltungen findet in Gränna auch jedes Jahr eine Weltmeisterschaft der Polkagrisar statt. Einige sind sogar im Guinness Buch der Rekorde vermerkt. So wurde das längste 1989 hergestellt und war 287,7 m lang und das schwerste 2003 mit einem Gewicht von 2158,7 kg.

Damals, als Amalia Erikson die ersten Polkagrisar herstellte, war das Rezept noch ein Geheimnis. Heute ist es allgemein bekannt und man kann es auch mal zu Hause versuchen. Dazu hier ein Rezept:
1 kg Zucker
4 ½ dl Wasser
50 g Glukose
1 TL Essig
10 Tropfen Pfefferminzöl
Rote Lebensmittelfarbe
Zucker, Wasser und Glukose in einer Kasserolle mit einem dicken Boden verrühren. Unter Rühren 20-30 Minuten kochen lassen. Die Masse sollte zäh werden und aussehen wie Glas. Wenn man einen Tropfen der Masse in Wasser gibt, sollte er sofort fest werden.
Nun gießt man etwa ¾ der Masse auf eine Unterlage, am besten aus Marmor. In die restliche Masse gibt man einige Tropfen roter Lebensmittelfarbe. Nun tropft man das Pfefferminzöl auf die Unterlage. Die Außenkanten werden nun mit einem eingeölten Spatel immer wieder nach innen gefaltet, so dass die Masse nicht ungleichmäßig aushärtet. Anschließend bearbeitet man den Teig mit den eingeölten Händen, so lange bis er weiß und glänzend wird. Nun zieht man ihn in die Länge. Der rote Teig wird ebenfalls in dünne, längliche Streifen gezogen und dann mit dem weißen zusammengedreht. Zum Schluss schneidet man Bonbons oder Stangen in beliebiger Länge zu. Es muss schnell gearbeitet werden, bevor der Teig zu hart wird.
Guten Appetit, aber essen Sie nicht zu viel davon.

Autor(in): Heide – Heide.Walker@conductix.com

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