Geschichte der schwedischen Steinmauern

Die Steinmauern in Schweden, vor allem in Småland, sind etwas Besonderes. Und sie sind überall zu finden. Ein Spaziergang durch den Wald und plötzlich findet man Reste oder noch gut erhaltene mit Moos bewachsene Steinmauern – wunderschön! Es wurde ausgerechnet, dass in diesen Mauern 200 Millionen Kubikmeter Naturstein verarbeitet sind. Das reicht für den Bau von 75 Cheopspyramiden! Ein Kubikmeter Steinmauer wiegt etwa 2 to.

Die schwedischen Steinmauern sehen nicht immer gleich aus. Es gibt verschiedene Bauweisen. Erst wurde ein Graben von mindestens einem Meter (frostfreie Tiefe) gegraben. Dann wurden entweder „Doppelmauern“ gebaut oder „Einreihige Mauern“. Die älteste Form ist die einreihige Mauerform. Hier werden dann in doppelten Reihen in den Graben Steine gelegt und dann kleinere Steine darauf gestapelt und so weiter. Diese Mauern sind nicht sehr stabil und werden bei Berührung von dem Vieh schnell umgerissen, welches aber gewollt ist. Denn das erschreckt die Tiere und sie halten danach entsprechenden Abstand von der Mauer-Einzäunung. Diese Art der Mauer ist schneller gebaut, muss allerdings viel öfter repariert und in Stand gehalten werden. Oft wurden diese Mauern auch als Grenzmarkierung gebaut.

Die häufigste Art ist die „Doppelmauer“. Diese Mauer wird, wie der Name es schon sagt, doppelt gelegt und in der Mitte mit kleineren Steinen aufgefüllt. Da die Mauern frostfrei in dem ca. ein Meter tiefen Graben begonnen wurden und oben schräg nach innen gestapelt wurden, waren sie sehr stabil. Es war wichtig die oberste Schicht, den Abschluss, so eben wie möglich zu legen. Es ist bewundernswert, wie viel Technik und Arbeit darin steckt.

Die verschiedenen Landstriche haben oft verschiedene Mauer-Bauweisen, wie z.B.Blekinge mit so genannten „Halbmauern“. Das sind niedrige Doppelmauern, mit traditionellen Holzzäunen darauf.

Der Bau war sehr schwere Arbeit und oft half die gesamte Familie, auch die Kinder. In vielen Teilen Schwedens war es üblich den Kindern zur Konfirmation zum Psalmbuch auch eine Hacke zu schenken, die beim Mauerbau gebraucht wurde. Die Mädchen bekamen oft eine leichtere rot bemalte Hacke. Die Frauen mussten nach ihrer Hochzeit nicht mehr ganz so hart beim Mauerbau mitarbeiten und zwei Wochen vor und nach der Geburt eines Kindes hatten sie „Mauerbau-Pause“.

Mit der Rationalisierung in den 50er Jahren wurden viele hundert Kilometer Steinmauer abgebaut. Heute sind sie geschützt und es wird wieder viel Wert darauf gelegt sie zu erhalten. Die Mauern dürfen nicht ergänzt oder umgebaut werden. Es ist verboten sie zu verändern. Abfall, Steine, Silagereste oder Erde dürfen nicht auf oder in direkter Nähe der Mauern entsorgt werden.

Nicht nur die eigentlichen Mauern sollen so geschützt werden, sondern auch die vielen Tiere und Pflanzen, die in den Mauern leben. Schlangen, Eidechsen, Insekten und und und. Viele Schlangen und Salamander nutzen den Schutz der Bauwerke für ihren Winterschlaf. Das warme Mikroklima bedingt auch bei vielen Pflanzen das frühere Frühlingsblühen. Hiervon profitieren die Insekten. Diese sind Futter für Vögel, Frösche und Fledermäuse. Viele Vogelarten leben in der Nähe oder direkt in den Steinmauern.

So hat das „steinreiche“ Schweden aus der Not, die Wiesen und Felder überhaupt nutzbar zu machen, mit viel Schweiß wunderbare sehenswürdige Monumente geschaffen. Keine Mauer ist gleich und alle Mauern scheinen kleine Geschichten zu erzählen. Wie sah dieser Wald z.B. vor langer Zeit aus, als hier eine Mauer entstand…

Autor(in): Katrin – katrinwegener8@hotmail.com

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