Der Duft des Nordens

Foto: Anna

Den Duft, den ich gerade vernehme ist ein lieblicher, fast schon frühlingshafter Geruch, der mir durch die Nase weht. Ich sitze auf meinem Balkon, höre die Vögel zwitschern und man kann selbst hier im fernen Norden den Frühling bereits erahnen. Vor mir auf dem Tisch duftet es nach heissem Apfel- Zimt Tee und meine frisch gewaschene Decke, ich die ich mich gekuschelt habe, riecht ebenfalls nach Frühling, einer Mischung aus Zitrone, Bergamotte und Vanillie.

Selbst unbewusst nehmen wir Menschen Gerüche wahr und es kommt ja nicht von ungefähr, dass sich Redensarten wie „In fremden Angelegenheiten schnüffeln“ , „die Nase voll haben“ oder „sich beschnuppern“  einen alltäglichen Platz in unserem Wortschatz gefunden haben.

Wir Menschen (er-)leben durch unsere fünf Sinne und einer davon ist der Geruchssinn. So werde ich nie vergessen, wie die Rasiercreme meines Vaters roch und ich als Kind staunend und neidisch daneben stand, wenn er sich vorm Spiegel damit einrieb. Welches das Lieblingsparfum meiner Mutter war, wenn sie sich besonders zurecht machte, oder wie mein Klassenzimmer in der Grundschule roch. Es sind Düfte, die mit unserer Erinnerung verknüpft sind.

Und genau damit rechnet man hier in Stockholm nun auch auf ganz komerzielle Art und Weise.
Würde mich jemand fragen wie Stockholm riecht, würde ich als erstes antworten, es riecht gesund. Ich empfinde diese Stadt als noch relativ sauber und durch die Nähe zum Wasser haben wir stets eine Brise, die Abgase u.a von uns weg trägt. Und durch meine ganz persönlichen Erinnerungen und Erlebnisse geprägt würde ich sagen, es riecht, je nach Jahreszeit, nach Meer und Salz auf der Haut, Schnee und Moos, Wald und grünen Wiesen,  Zimt oder Kakao, frisch gebackenen Waffeln  und vor allem nach bewusst empfundener Lebensqualität.

Aber nun werde ich bald sagen können, es riecht nach einer Mischung aus frischen Äpfeln, zumindest in einer neuen Galerie, die in Stockholm enstehen soll. Das Konzept ist sicherlich nicht revolutionär, jedoch gibt es nicht viele Einkaufszentren solcher Art hier in Schweden. PUB, das älteste Kaufhaus Stockholms sorgte bereits in der Weihnachtszeit für Schlagzeilen mit seinen speziell aufgestellten Duftspendern, die den Einkäufern durch einen gezielten Weihnachtsduft ein noch größeres Weihnachtsgefühl bescheren sollte. Ganz eigennützig sollte hiermit eben die Kauflust der Kunden angeregt werden, wobei mir dieser Duft names Christmas Joy nach dem ersten Einamtmen doch eher dazu verhalf, dass ich das Weite suchte. Ich liebe sowohl Zimt als auch Kardamon, aber eher im Gebäck und im Kaffe, als zwischen Kissen, T-shirts und Mützen.

Die Begründung der Marketingabteilung war damals, dass eine bereits vorhandene Stimmung durch diesen Duft verstärkt werden sollte und sie hatten Recht. Unser Geruchssinn steht nämlich in einer direkten Verbidnung mit unserem Gefühlszentrum im Gehirn. Deswegen ist häufig eine Begegnung mit einem besonderen Geruch eine intensivere Begegnung als mit einem gesehenen oder gehörtem Erlebnis. Ebenso ist der Geruchssinn einer der ersten, den wir anwenden, wenn wir auf die Welt kommen.

Ich für meinen Teil werde nun also geduldig warten, bis wir hier das neue Apfelerlebnis testen können und euch dann sagen können, ob ich lieber meine Äpfel im Spätsommer selbst vom Baum pflücke und verzehre, oder meinen Vitaminschub schon ganz bald einfach nur noch künstlich eintatmen brauche. Man muss ja schliesslich mit der Zeit gehen und der Duft von Äpfeln kann ja wiederum bei dem einen oder anderen für eine Erinnerung sorgen, die er sonst bereits längst vergessen hätte.

In diesem Sinne wünsche ich euch eine schöne Woche mit vielen duften Erlebnissen, lasst es euch gut gehen.
Eure Anna

Autor(in): Anna-Maria – moll.anna@web.de

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