Das Ungeheuer vom Storsjön

Bild: Abbild des Storsjöodjuret auf dem Runenstein von Frösön. Bild aus Wikipedia. Fotograf: Andreaze

Bild: Abbild des Storsjöodjuret auf dem Runenstein von Frösön. Bild aus Wikipedia. Fotograf: Andreaze

Jeder kennt das Ungeheuer von Loch Ness. Aber wer kennt das Ungeheuer vom Storsjön? Es ist tatsächlich so, auch Schweden hat sein Ungeheuer, das in einem See sein Unwesen treibt.

Der Storsjön (wörtlich: der große See) in der Provinz Jämtland ist der fünftgrößte See Schwedens. Dem Volksglauben nach soll in diesem See ein Ungeheuer beheimatet sein, das Storsjöodjuret – das Untier des Storsjön. Wie beim Ungeheuer von Loch Ness gibt es bis heute immer wieder Berichte von Leuten, die das Ungeheuer angeblich gesehen haben. Meistens wird von einer riesigen Seeschlange berichtet, die etwa sechs Meter lang sein soll. Der Kopf soll dem Kopf eines Hundes oder einer Katze ähneln. Am Hals des Tieres sind Flossen zu erkennen. Bei den Farben gehen die Meinungen auseinander, von grau, über grün bis rot. Die Geräusche, die das Tier macht, werden als heulend, zischend oder klappernd beschrieben.

Erwähnt wurde das Tier bereits 1635 in folkloristischen Erzählungen. Einer Sage nach, die der Pfarrer Mogens Pedersen aufzeichnete, sollen zwei Trolle, Jata und Kata über mehrere Wochen und Monate in zwei großen Kochtöpfen etwas gekocht haben. Sie fügten immer neue Zutaten hinzu und warteten, was daraus wird. Eines Tages fing es in einem der Töpfe an zu brodeln und mit einem lauten Knall sprang ein schlangenähnliches Wesen aus dem Topf und verschwand im See. Es wuchs und wuchs und war schließlich so groß, dass es sich in den eigenen Schwanz beißen konnte. Es versetze die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Ein Zauberspruch sollte vor dem Monster schützen. Dieser Zauber wurde in einem Runenstein verewigt, den man auf der Insel Frösön im Storsjön aufgestellt hat. Der sogenannte Runenstein von Frösön zeigt eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt und eben diese Schlange deutete man später als das Ungeheuer des Sees. Dieser Runenstein, der übrigens der größte ist, den man im Norden gefunden hat, und das Ungeheuer vom Storsjön sollen also seit Urzeiten in geheimnisvoller Weise miteinander verbunden sein.

Erst ab ca. 1890 wurde es dann angeblich vom Ufer aus gesichtet. Die Anwohner des Sees unternahmen mehrere Versuche, dieses Lebewesen zu fangen und hatten hierzu auch die Genehmigung des schwedischen Königs Oskar II bekommen. Auch die Stadt Östersund stellte Gelder zur Verfügung und investierte in eine spezielle Schere, mit deren Hilfe man hoffte, das Ungeheuer einzufangen. Diese Schere kann man sich heute in Jamtli, dem bekannten Freiluftmuseum in Östersund ansehen. Ob mit oder ohne diese Schere, alle Versuche, das Ungeheuer einzufangen, blieben bis heute erfolglos.

Etwa 100 Jahre später erstellte die Regierung der Provinz Jämtland eine Verordnung, die es verbot Lebewesen, die der Beschreibung des Storsjöodjuret ähnelten, zu fangen oder zu töten, und auch Eier, Brut oder Nester des Tieres aus dem See zu entfernen. Man hat dieses Tier also unter Artenschutz gestellt, obwohl es bisher keinen Beweis für seine Existenz gibt. Die Verordnung trat 1986 in Kraft, wurde jedoch 2006 wieder aufgehoben.

Auf Englisch nennt man das Tier auch Storsie, in Anlehnung an Nessie, das Ungeheuer vom Loch Ness. Und es hat sogar einen wissenschaftlich klingenden lateinischen Namen: Hydrogiganta Monstruidae Jemtlandicum.

Für die Region ist das Storsjö-Ungeheuer ein Anziehungspunkt. Nicht nur die Natur Jämtlands zieht Reisende und Urlauber an, sondern viele Schaulustige kommen auch aufgrund des Ungeheuers. Vielleicht hat man Glück und bekommt es tatsächlich zu sehen.

Man hat sogar spezielle Aussichtspunkte um den See herum angelegt. Mit Webcams versucht man ebenfalls das Tier auf diesem Wege „einzufangen“. Im August 2008 meinte ein Filmteam das Tier auf einem Film verewigt zu haben, der auf Youtube veröffentlicht wurde. Aber eigentlich zeigte der Film nur eine rote Färbung, woraus man schloss, dass sich an dieser Stelle etwas Warmes im See befand.

Ein besonderer Fund vom Juni 1895, der bis heute in einem Glasbehälter im Jämtland Museum aufbewahrt wird, gibt jedoch zu denken. Am Seeufer wurde eine Art Embryo gefunden, das man aber keiner heute lebenden Tierart zuordnen kann.

Die besten Aussichten, das Wesen zu erspähen soll man in den Sommermonaten haben. Es soll sich vor allem in den südlichen und östlichen Teilen des Sees herumtreiben. Also, beim nächsten Urlaub in Schweden, am Strorsjön, einfach mal die Augen offen halten.

Autorin: Heide Walker – Heide.Walker@web.de

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