Dalarna – die Bilderbuchlandschaft Schwedens

Landschaft in Dalarna am Siljansee Fotograf: Heide

Landschaft in Dalarna am Siljansee
Fotograf: Heide

Schweden hat viele schöne Regionen, aber gerade Dalarna wird häufig als die Bilderbuchlandschaft bezeichnet. Hier findet man Schweden, wie man es sich vorstellt – eben wie es in Bilderbüchern oft beschrieben wird.

Dalarna liegt so ziemlich in der Mitte Schwedens, etwa 3 Stunden nordwestlich von Stockholm. Übersetzt heißt Dalarna „die Täler“, und genau so ist Dalarna auch geprägt, man findet hier viele Hügel und Täler. Inmitten von Dalarna liegt der Siljansee. Hier um diesen See findet das traditionelle Leben Schwedens statt, hier wird auch gerne gefeiert,  ganz besonders an Midsommar. Aber auch viele Musik- und Tanzveranstaltungen werden hier geboten, so findet jedes Jahr „Musik vid Siljan“ und das Folklorefestival „Rättviksdansen“ statt. Ein besonderes Event ist auch die „Classic Car Week“, ein Oldtimertreffen. Und nicht zu vergessen, der berühmte Wasalauf, an dem jedes Jahr Tausende von Skilangläufer teilnehmen, um die etwa 90 km lange Strecke von Sälen nach Mora zurückzulegen.

Dalarna ist eine historische Provinz, was man in Schweden mit „Landskap“ bezeichnet, also auf Deutsch eine Landschaft. Im Mittelalter waren die historischen Provinzen in Schweden eigenständige Rechtsgebiete. Auch wenn sie seit dem 14. Jahrhundert keine politische Bedeutung mehr haben, so spricht man im täglichen Sprachgebrauch auch heute noch von den „Landskap“. Man identifiziert sich stark mit seiner Landschaft und seinen Traditionen. Gerade in Dalarna werden Tradition, Brauchtum und auch der eigene Dialekt, hier das Dalmål großgeschrieben. Die Bewohner von Dalarna heißen Dalkarlar (männlich) bzw. Dalkullor (weiblich). Im Nordwesten Dalarnas, in der Region Älvdalen, wird noch ein anderer traditioneller Dialekt gesprochen, das Älvdalska, das von Sprachwissenschaftlern als eigene Sprache definiert wird.  Es unterscheidet sich sehr vom Schwedischen und auch vom Dalmål, da es viele altertümliche Besonderheiten aufweist.

Dalarna ist in vier politische Provinzen aufgeteilt, die sogenannten „Län“. Die größte und bekannteste ist sicher Dalarna län, die gleichnamige Provinz rund um den Siljansee mit dem Hauptort Falun, die bis 1997 noch Kopparbergs län hießt. Der Name Kopparbergs län kam daher, dass sich hier die große Kupfermine von Falun befindet, die in der Vergangenheit eine große Rolle spielte. Dalarna län entspricht im Wesentlichen der Landschaft Dalarna. Eine weitere Provinz ist Jämtlands län mit der Hauptstadt Östersund, wobei sich Jämtlands län über mehrere historische Provinzen, nämlich außer Dalarna, über Jämtland, Härjedalen, Hälsinland, Ångermanland und Lappland erstreckt. Gävleborgs län liegt an der Ostsee und verteilt sich auf Dalarna, Gästrikland und Hälsingland. Hauptort ist Gävle. Die vierte Provinz, die Dalarna berührt, ist Värmlands län, nördlich des Vänersees mit dem Hauptort Karlstad. Värmlands län zieht sich hauptsächlich über Värmland, Dalsland und eben auch Teilen von Dalarna.

Historische Bedeutung

Aufgrund der vielen Wälder ist Dalarna vor allem durch die Holzindustrie geprägt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass das beliebte, traditionelle rote Dala-Pferdchen hier seinen Ursprung hat. In früheren Zeiten arbeiteten die Menschen auf dem Feld, das Pferd war dabei ein großer Freund und Helfer. In den Wintermonaten, als die Arbeit draußen nachließ und man sich mehr im Haus aufhielt, saß man in den langen Winternächten am Kamin und schnitzte kleine Pferdchen aus Holz als Spielzeug für die Kinder. Daraus entstanden im Laufe der Zeit die beliebten Dalahäster, die dann nicht nur geschnitzt, sondern auch schön bunt bemalt wurden.

In der Vergangenheit war Dalarna vor allem auch ein Bergbaugebiet. Bekannt ist die Kupfermine von Falun, in der jedoch heute kein Kupfer mehr abgebaut wird. Im Süden liegt das Bergbaugebiet Bergslagen, das schon im Mittelalter von Bedeutung war, aber das heute auch zum größten Teil stillgelegt ist und nur noch als Museum dient, so wie auch die Kupfermine in Falun.

Bedeutung erlangte Dalarna auch historisch im 15. Jahrhundert, als Gustav I. Wasa nach Dalarna flüchtete und zum Kampf gegen die Dänen aufrief, die damals das Land beherrschten. Schweden befand sich in einer Union mit Dänemark unter Führung des dänischen Königs. Der Adlige Gustav Eriksson Vasa rief zum Widerstand gegen die Dänen auf, wurde aber festgenommen. Er konnte entkommen und floh in die Provinz Dalarna. Die Bewohner wollten ihm zunächst nicht glauben, was er über die Dänen erzählte. So floh er weiter nach Westen. Als nun aber bekannt wurden, dass die Soldaten des dänischen Königs Gewalt gegenüber dem Volk anwendeten, erkannte das Volk, dass Gustav Wasa die Wahrheit sprach. Sie schickten zwei ihrer besten Skifahrer los, um in einzuholen, was dann auch bei Sälen gelang. Sie sagten ihm ihre Unterstützung zu. Man machte sich auf den Rückweg von Sälen nach Mora, eben die Strecke, die dann zum berühmten „Vasaloppet“ wurde. Gustav Wasa kehrte zurück und leitete den Kampf gegen die Dänen, was dann schließlich zur Unabhängigkeit von Dänemark führte. Gustav Wasa wurde schließlich zum schwedischen König gewählt.

Reiseziel zu allen Jahreszeiten

Soviel zur Geschichte Dalarnas. Heute ist Dalarna auch ein beliebtes Reiseziel. Viele Touristen, die Schweden bereisen, finden auch den Weg zum Siljansee. Interessant sind die Orte Mora, Rättvik und Leksand direkt am See, aber auch das Fjäll, die Gebirgsregionen im Westen, die zu Wanderungen einladen, und auch im Winter interessant sind. Hier finden sich die berühmten Wintersportorte Sälen und Idre.

Gerne nehmen die Besucher auch an den Traditionen Dalarnas teil. In der Region findet man noch viele „Fäbodar“, eine Art Sennereien, die zum Teil auch noch in Betrieb sind, aber heute vor allem touristischen Zwecken dienen, um den Besuchern zu zeigen, wie man früher auf den Fäbodar gelebt und gearbeitet hat. Das Aufstellen der Majstången zu Midsommar in den verschiedenen Orten stellt jedes Jahr ein wichtiges Ereignis dar. Auch die bereits erwähnten Gesangs- und Tanzveranstalten lassen Besucher am traditionellen kulturellen Leben teilhaben.

Viele bekannte Künstler stammen aus Dalarna und so sind auch viele Museen in der Region diesen Künstlern gewidmet. Der Maler Anders Zorn wurde in Mora geboren und lebte dort den größten Teil seines Lebens. Sein Heim und seine Werke können in Mora besichtigt werden. Auch sein Freund  und Kollege, Carl Larsson lebte in Dalarna, sein „Haus in der Sonne“ ist heute ein Museum und kann in Sundborn besucht werden. Er gilt als Begründer des typisch schwedischen Wohnstils.

Bekannte Dichter waren Erik Axel Karlfeldt und Dan Andersson. Die berühmte Schriftstellerin Selma Lagerlöf hat einige ihrer Romane der Region Dalarna gewidmet. Der dritte Teil der Romantrilogie um die Familie Löwensköld trägt den Titel „Anna, das Mädchen aus Dalarna“ und schildert das Leben in Dalarna im 19. Jahrhundert.

Dalarna hat also kulturell, historisch, künstlerisch und naturmäßig einiges zu bieten und zählt nicht umsonst zu den bei Touristen beliebtesten Reisegebieten Schwedens.

Autor(in): Heide – Heide.Walker@conductix.com

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