Beate begegnet Kronprinzessin Victoria

Kromprinzessin Victoria nimmt Beates Rose entgegen; (Foto: Scherberich)

Um es einmal gleich vorweg zu sagen: Ich bin keine Promi-Jägerin und für keinen anderen VIP hätte ich mir das angetan. Aber als Anfang dieses die Nachricht durch die Medien ging, dass Kronprinzessin Victoria von Schweden mit ihrem Mann nach München und Berlin kommt, wusste ich: Da bin mittendrin statt nur dabei!

Im Internet konnte man sich schon frühzeitig über die Daten ihres Besuchs informieren. In der Woche vom 24. bis 28. Mai 2011 kamen sie erst von Montag bis Mittwoch nach München, dann sollte es weiter gehen nach Berlin. Auch die einzelnen Termine standen bereits fest, ein straff organisiertes Programm, das schon lange vorher bis auf die Minute genau durchgeplant war. Ich ging die einzelnen Temine durch. In München würden sie unter anderem die Residenz besuchen, sich die internationale Jugendbuchbibliothek in Blutenburg ansehen und sich anschließend im Rathaus am  Marienplatz in das Gästebuch eintragen. Dieser letztere Termin erschien mir der geeignete zu sein, um einmal einen Blick auf Victoria werfen zu können und ihr zuzujubeln.

Es ist ein warmer Maitag und die Sonne strahlt bereits um diese Jahreszeit mit voller Kraft, als ich mich auf den Weg zum Marienplatz mache. Als ich dort ankomme, fallen mir als erstes die schwedischen und deutschen Flaggen ins Auge die vor dem Rathaus auf Vollmast geflaggt sind und sich vor stahlblauem Himmel in der warmen Luft bewegen. Das sieht doch schon mal gut aus. Ich kaufe mir an einem der Blumenstände eine Rose, denn ich möchte der Nachwuchs-Monarchin gerne etwas schenken. Wenn sie so volksnah und liebenswert ist, wie ich sie einschätze, dann wird sie diese Geste ganz bestimmt nicht ignorieren. Ich entscheide mich für eine in edlem dunkelrot.  Die Farbe passt gut zu ihrem Typ, finde ich. Bei öffentlichen Auftritten sieht man sie oft Kleider in dieser Farbe tragen. Dann positioniere ich mich direkt an einem Absperrungsgitter. Außer mir sind noch nicht viele Schaulustige da. Laut dem Protokoll soll sie um 16:25 am Marienplatz eintreffen. Es ist kurz vor 14 Uhr. Also noch über zwei Stunden Wartezeit. Ausgerüstet bin ich neben meiner Handtasche und meiner Digitalkamera wohlweislich noch mit einer Flasche Wasser und Sonnencreme. Ohne beides hätte ich die nächsten Stunden in der prallen Sonne wohl nicht so einfach überstanden. Zwischenzeitlich setzte ich mich mal für eine Weile auf die Stufen im Innenhof des Rathauses in den Schatten. Viele Leute laufen an mir vorbei. Ich werde immer wieder auf meine rote Rose angesprochen, auf wen ich denn warten würde, wofür denn die Absperrungen seien… Witzig mit wem man so alles ins Gespräch kommt, wenn man auf die zukünftige Königin von Schweden wartet.

Die letzten eineinhalb Stunden bleibe ich schließlich direkt an dem Absperrungsgitter stehen, meine Hände fest um die Metallstange geklammert. Der Marienplatz füllt sich nun nämlich doch recht zügig mit Schaulustigen und ich muss meinen Platz in der ersten Reihen verteidigen. Mein Gefühl sagt mir, dass dies ein guter Platz ist. Ausgerechnet schräg links vor mir wird dann natürlich noch im weiteren Verlauf ein extra Bereich für Presseleute abgeteilt, die dort ihre Kameras, Mikros und Monsterobjektive auspacken, so dass ich nicht mehr direkt in der ersten Reihe stehe.  Murphy´s Law. Hoffentlich sind die mir in den entscheidenden Momenten nicht im Blickfeld, ich möchte doch auch Fotos machen. Aber jetzt noch den Platz zu wechseln, wäre ein zu großes Risiko. Die Menschenmenge, die Presse und die Polizei liefern sich am Ende noch kleinere Kämpfchen. Als die Polizei die Absperrung noch einmal umstellt und die Leute gebietet, zurückzutreten, will natürlich erst mal keiner als erster zurücktreten. Wer in den Pressebereich will muss einen Akkreditierungsausweis dabei haben und den Polizeibeamten vorzeigen. Diskussionen bringen da nichts. Kollektive Aufregung breitet sich aus. Meine Rose beginnt zu welken und lässt langsam ihr Köpfchen hängen. Ach, Menno. In mir steigt Erschöpfung hoch.  Irgendwie bin ich dann auch froh wenn das hier vorbei ist. Und dann endlich, endlich kommt sie!

Eine schwarze Limousine fährt im Schritttempo über den Marienplatz und hält am Beginn des abgesperrten Ganges. In meinem Blickfeld befindet sich die Uhr am U-Bahn-Eingang zum Marienplatz. Es ist tatsächlich 16:25 Uhr auf die Minute genau. Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige. Wie das Kronprinzenpaar aus dem Auto steigt, kann ich selbst nicht sehen. Aber dem lauten Jubeln und Rufen, das sich plötzlich erhebt und wie eine Welle durch die Menschenmasse geht, kann ich entnehmen, dass sie da sind. Schließlich sehe ich Victoria, wie sie den abgesperrten Gang entlangläuft, schick in einem roséfarbenem Kleid und nudefarbenen Lack-Highheels. In dem Moment, in dem ich sie im Blickfeld habe, drücke ich schon auf den Auslöser. Sie wendet sich zunächst den Menschen an der rechten Seite der Absperrung zu und begrüßt sie. Dann läuft sie langsam weiter, kommt näher, hat den Gang zum Rathaus schon zur Hälfte abgelaufen, wendet sich aber immer nur nach rechts! Die Presseleute neben mir werden ungehalten, rufen „He, hallo Victoria, umdrehen!“ Also, auf diesen Befehlston würde ich jetzt auch nicht reagieren, wenn ich ihre königliche Hoheit wäre. Panik steigt in mir hoch. Ich muss was machen, sonst war das hier alles umsonst. Ich lehne mich über das Absperrungsgitter und rufe mit aller Kraft auf Schwedisch: „Hej, snälla Victoria, snälla, snälla!“ (Hallo liebe Victoria, bitte, bitte!) Da macht sich doch das Skandinavistikstudium bezahlt! Ich weiß, ich mache mich hier gerade zum Löffel, aber das ist mir in dem Moment gerade echt egal.

Was darauf folgt, läuft bei mir wie in Zeitlupe ab: Sie dreht sich tatsächlich zu mir um und sieht mir genau in die Augen. Ich strecke ihr meine Rose entgegen. Dann wendet sie sich von den Leuten rechts neben der Absperrung ab und kommt direkt auf mich zu. Jetzt steht sie direkt vor mir und sieht mich an. Sie greift nach der Rose, die ich ihr entgegenstrecke. Später meint die die Dame, die neben mir steht noch, sie habe mich gefragt, wie ich heiße, aber da habe ich schon einen Filmriss. Später erinnere ich mich tatsächlich, dass sie den Mund geöffnet hat und was zu mir gesagt hat, aber ich hatte auch akustisch kein Wort verstanden, weil die Leute um mich herum so laut waren. In dem Moment selber weiß ich nur noch, dass ich sie wie hypnotisiert anstarre und sie dagegen den Leuten, die hinter mir rufen, gelassen zulächelt. Scheint, als wäre sie den Umgang mit Bekloppten wie mir schon gewohnt. Und ich habe ein Foto von ihr gemacht habe, in Großaufnahme. Sie verweilt noch einen Moment, dann geht sie weiter und wendet sich den Fotografen und Presseleuten neben mir zu. Sie und ihr Mann posen für die Presse. Ich bleibe zurück, geflasht für den Rest des Tages. Ich habe kaum Gelegenheit, das Erlebte zu verarbeiten, da habe ich schon zwei Mikros im Gesicht. „Sie haben ja eben der schwedischen Kronprinzessin eine eine Rose gegeben, erzählen Sie doch mal, wie war das für Sie?“ fragt mich eine Reporterin.

Oh, happy day! Den Rest des Tages verbringe ich damit, jedem der es wissen will (und jedem der es nicht wissen will) zu erzählen, dass ich der schwedischen Kronprinzessin eine Rose gegeben habe. Für mich geht ein aufregender, anstrengender aber gleichzeitig sehr schöner Tag zu Ende, an den ich gerne zurückdenken werde und den ich so schnell wohl nicht vergessen werde. Gleichzeitig bin ich schon etwas erleichtert, diesen Tag dann auch hinter mich gebracht zu haben, das lange Rumstehen und Warten in der prallen Sonne, die laute Menschenmasse, das Geknäule und Geschubse vor dem Absperrgitter-das war doch schon ziemlich anstrengend. Was mir aber schon ein bisschen zu denken gibt, als ich wieder für mich alleine bin: Für Victoria ist ja jeder Tag ihres Lebens so verrückt und das schon seit 34 Jahren!

 

Autor(in): Beate – b.scherberich@gmx.net

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