Lena Andersson: Widerrechtliche Inbesitznahme

Lena Andersson (Wikipedia)

Lena Andersson
(Wikipedia)

Eine Frau verliebt sich in einen Mann, der an einer Liebesbeziehung nicht interessiert ist. Eigentlich eine abgedroschene Geschichte. Oder?

Lena Andersson hat für ihren Roman „Egenmäktigt förfarande – en roman om kärlek“, der genau dieses Thema behandelt, 2013 den August-Preis, den renommiertesten schwedischen Literaturpreis, in der Kategorie Belletristik erhalten. Nicht wegen der Originalität des Stoffs. Mit messerscharfer Psychologie und glasklaren Sätzen analysiert die Autorin, was bei dieser „Geschichte“ eigentlich passiert.

Sachlich, stellenweise leicht ironisch stellt sie dar, was in ihrer Protagonistin vorgeht, wie die ansonsten so vernünftige und absolut rational denkende Essayistin Ester Nilsson Verhalten und Bemerkungen des geliebten Künstlers überinterpretiert und sich falsche Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft macht. Wie sie selbst ihre bisherige Beziehung mitleidslos beendet, und wie abgrundtief ihre Verzweiflung bei jeder Zurückweisung durch den Künstler ist. Und vor allem wie hilflos sie immer wieder der Hoffnung ausgeliefert ist: „Hoppet är en parasit i människokroppen“ (Die Hoffnung ist ein Parasit im menschlichen Körper). Wie sich der einerseits geschmeichtelte, andererseits freiheitsliebende Angebetete einige Male mit ihr einlässt, sich jedoch schließlich immer unzugänglicher zeigt, je mehr Esther Anspruch auf ihn erhebt.

Die 45-jährige Lena Andersson, Autorin und Journalistin, wurde bisher mit mehreren Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem humanistischen Ingmar Hedenius – Preis. Lena Andersson ist als Literaturkritikerin für die Zeitung Svenska Dagbladet und Kolumnistin für Dagens Nyheter tätig. 2005 erregte sie große Aufmerksamkeit mit einer atheistischen Predigt im schwedischen Radio.

Der Roman ist nun auf Deutsch erschienen: „Widerrechtliche Inbesitznahme – Roman über die Liebe“, aus dem Schwedischen von Gabriele Haefs, Luchterhand Verlag, München 2015. Die freistehende Fortsetzung „Utan personligt ansvar“ (2014) gefällt mir persönlich fast noch besser, auf die deutsche Übersetzung kann man sich schon freuen.

Autor(in): Christina – c.baier@speedmail.se

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