Birgitta – eine Frau mit Visionen

Die Hl. Birgitta, Altaraufsatz in „Salems kyrka“, Södermanland.

Eine mittelalterliche Berühmtheit aus Schweden, mit Ausstrahlung auf ganz Europa, war Birgitta Birgersdotter. Sie lebte von 1303 bis 1373 und wurde bereits im Jahre 1391 heilig gesprochen. Seit 1999 ist sie für gläubige Katholiken gar eine der Schutzheiligen Europas. Was die achtfache Mutter und Ehefrau von Ulf Gudmarsson in diesen hohen Stand der Kirche erhob, waren ihre Offenbarungen. Schon seit früher Jugend hatte Birgitta Visionen von der Mutter Maria und Jesus selbst, die im Zwiegespräch mit ihr gestanden haben sollen. Von diesen  Erscheinungen, die Birgitta niederschrieb, leitete die fromme Frau oft genug klare Anweisungen für ihr eigenes Tun ab und wirkte so – sozusagen auf Anleitung Gottes – auf ihre Umgebung und ihre Zeit.

Da Birgitta aus einer einflußreichen Familie stammte, versuchte sie von Vadstena aus Einfluß auf das politische Geschehen zu nehmen. Nach dem Tode ihres Mannes allerdings häuften sich ihre Weissagungen, und sie folgte ihnen: direkt ins Zentrum der kirchlichen Macht, nach Rom. Hier suchte sie um die Gründung eines Klosters an – was sich schwierig gestaltete, da der Papst ja in Avignon weilte. Hartnäckig – und mit ihrer Tochter Katharina im Gefolge – blieb Birgitta aber solange in Rom, bis Papst Urban V. endlich, 1370, die Erlaubnis zur Gründung ihres Ordens gab.

Birgitta starb, 70jährig und geschwächt von einer Pilgerreise ins Heilige Land, noch bevor ihr Traum Wirklichkeit wurde. Das Kloster in Vadstena wurde 1384 eingeweiht. Tochter Katarina hatte keinen geringen Anteil daran, dass die Offenbarungen ihrer Mutter schriftlich und mündlich verbreitet wurden. Auch sortgte Katarina als Äbtissin des neuen Klosters dafür, dass die sterblichen Überreste von Birgitta nach Vadstena überführt wurden. Dies hat dem kleinen Ort am Vättern den Beinamen „Rom des Nordens“ eingebracht.

Birgitta schrieb ihre Visionen auf Anraten des Beichtvaters nieder. Holzschnitt von 1496.

Heute sagt man so flapsig: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“. Und tatsächlich wurdem Birgittas „Revelaciones extravagantes“ mitunter für Spinnerei gehalten – unter anderem von Martin Luther. Doch auf wundersame Weise traf manches tatsächlich so ein, wie Birgitta es „gesehen“ hatte. Solche prophetischen Offenbarungen waren in der turbulenten Zeit vor dem großen Schisma ein Hoffnungsfunken für die Kirche und die Gläubigen. Und nichts, worüber wir uns in unserer rationalen Zeit lustig zu machen brauchen.

Es gibt bis heute einen weltweit aktiven Birgitta-Orden, auch Erlöserorden gennant. Erst 2002 wurde ein Birgittenkloster in Bremen eröffnet. Zu Birgittas 700. Geburtstag pilgerten 100.000 Gläubige (!) zu ihren Wirklungsstätten in Italien und Schweden. Ihr Gedenktag ist der 23. Juni. In Schweden selbst hatte es der katholische Orden schwerer als im übrigen Europa: Gustav Vasa ließ das Vadstena-Kloster während seiner Regierungszeit schließen, und es fand auch erst 1954 wieder zu seiner Bestimmung. Die Nonnen durften zurückkehren und bekamen 1991 sogar eine Priorin.

Mehr Infos über die Heilige Birgitta und ihren Orden: https://birgittaskloster.se/de/index.html

Über die „Societas Sanctae Birgittae“: http://www.societasbirgittae.org/

Autorin: Katja Singer – katja-singer@gmx.de

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