Annika Norlin: Geheimtipp für Musikliebhaber

© Sandra Löv

Bevölkerungsschwaches Land, aber riesiger Musikexporteur: Schweden prägt die Welt mit Musik, wie es sonst nur Großbritannien oder Amerika schafft. Ob Mando Diao, Roxette, The Cardigans, Ace of Base oder auch ABBA; schwedische Sounds sind süffig, gehen direkt ins Ohr und bleiben selten innerhalb der Landesgrenzen.

Doch manchmal lohnt sich auch der Blick auf die eher kleinen Fische, um wirkliche Perlen zu entdecken. Wer nicht immer das gut findet, was der Mainstream diktiert oder was man in den aktuellen Charts hört, der fühlt sich vielleicht mit den Songs von Annika Norlin gut aufgehoben.

Annika, die 1977 in Östersund geboren ist und viele Jahre als Journalistin für Zeitungsstationen und als Radiomoderatorin gearbeitet hat, hatte eigentlich immer nur eine große Leidenschaft: Die Musik.
Schon im zarten Alter von acht Jahren schrieb sie ihre fantasievollen und tollen Songtexte – und hörte damit glücklicher Weise nie auf. 2004 veröffentlichte sie den Titel „Highschool Stalker“, der von einem Mädchen erzählt, das versucht, alle Details über Ihren heimlichen Schwarm herauszufinden. Er verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Netz und stieß überall auf positive Resonanzen.

Es dauerte nicht lange, da bekam die blonde Frau mit dem sinnlichen Mund einen Plattenvertrag angeboten. Sie formatierte eine Band um sich herum und nannte sich fortan „Hello Saferide“. Ein merkwürdiger Name, der auf ein Codewort zurückgeht, den ein Busfahrer in Willimantic, Connecticut, einer Kleinstadt mit Drogenproblem, nutzte. Steckte jemand in Schwierigkeiten, weil er zu high war, um nach Hause zu finden oder bedroht wurde, dann konnte er sich mit diesen zwei Wörtern jederzeit beim Fahrer melden und sicher gehen, dass er unversehrt vor seiner Haustür abgesetzt wurde. Auf Annika, die als Teenager für einige Zeit nach Amerika ging, muss das wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

Nicht einmal ein Jahr später erschien ihr erstes Album „Introducing… Hello Saferide“ mit tollen Songs im Indie- und Tweepop-Stil. Neben der Kombination aus Tamburin, Gitarre und Bass, sind es die tollen Geschichten in den Songs, die „Hello Saferide“ so einzigartig machen. Sie erzählt von ihrer kleinen Tochter Anna, die das großartigste Mädchen der Welt ist, die es aber niemals geben wird, weil Annas potentieller Vater sie vorher verlassen hat, oder von einem Date, den sie mit romantischen Fragen eingehend löchert, bevor sie bereit ist, sich auf ihn einzulassen:

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Zwischenzeitlich war Annika dann so überrumpelt von ihren Erfolg, der sie auch auf andere Kontinente führte, dass sie sich zurückzog und nur noch schwedische Musik machte. 2007 veröffentlichte sie diese Songs, die eigentlich nicht großartig anders klingen, als die von „Hello Saferide“, unter dem Namen „Säkert!“ (dt. Sicher!).
Ich weiß nicht genau, wie ich darauf komme, aber irgendwie erinnern mich ihre Sounds immer an Huckleberry Finn:

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Natürlich schlug auch dieses Album ein, wie eine Bombe. Mittlerweile kann Annika sich einfach nicht mehr vor der Tatsache verstecken, dass die Menschen sie lieben und dass alles, was sie in die Hand nimmt, zu Gold wird.
Wenn sie wollte, dann könnte sie sich sicher hinter den oben genannten Bands einreihen und zu einem schwedischen Exportschlager werden. Aber immer, wenn sie kurz davor ist, richtig loszulegen, dann zieht sie sich wieder zurück, um mit einer neuen Überraschung aufzutrumpfen.

Außerhalb Schwedens ist sie noch immer ein echter Geheimtipp. Sie gibt zwar Konzerte auf der ganzen Welt, aber eher in Form von kleinen Gigs. Sie ist kein Weltstar, der sich feiern lassen will, sondern die nette kleine Schwedin von nebenan, die eine Menge zu erzählen hat. Also: Hört genau hin!


Quellhinweis Bild: Mit freundlicher Genehmigung zur Verwendung: Annika Norlin / hellosaferide.com

Autor(in): Nicole Schmidt – text.assistant@yahoo.de

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