Alle Jahre wieder am 10. Dezember – die Nobelpreisverleihung

Nobelpreisverleihung im Stockholmer Konzerthaus. Bild aus Wikipedia. Fotograf unbekannt

Nobelpreisverleihung im Stockholmer Konzerthaus. Bild aus Wikipedia. Fotograf unbekannt

Jedes Jahr am 10. Dezember werden in Stockholm die Nobelpreise verliehen. Dieser Tag wird im schwedischen Kalender fast schon wie ein Feiertag eingetragen. Viele wissen jedoch gar nicht genau, was dahinter steckt, warum dieser Preis Nobelpreis heißt, warum er vergeben wird und warum genau am 10. Dezember.

Hinter dem Nobelpreis verbirgt sich der Name Alfred Nobel. Er wurde 1833 in Stockholm geboren, war schon in seiner Jugend an vielem interessiert und studierte später Chemie und Physik. Auf einer Reise lernte er Ascanio Sobrero kennen, der kurz zuvor das Nitroglycerin erfunden hatte. Dies weckte Nobels Interesse, er beschäftigte sich intensiv mit dem Stoff, der eine enorme Sprengkraft besaß. Um Sprengungen mit größerer Sicherheit durchführen zu können, entwickelte er die Initialzündung und ließ sich diese patentieren. Seinen Sprengstoff nannte er „Dynamit“, nach dem griechischen Wort für Kraft: Dynamis. Trotzdem bestand immer die Gefahr von Explosionen während des Transports. Aus diesem Grund gründete er Produktionsstätten in vielen Ländern. Mit seinem Produkt, dem Dynamit, wurde Nobel international ein erfolgreicher Unternehmer.

Nobel erwirtschaftete ein riesiges Vermögen. Er hatte keine Kinder, und so entschied er in seinem Testament, sein Vermögen einer Stiftung zu vermachen, deren Zinsen „als Preis denen zugeteilt werden, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben“. Er wollte, dass das Geld zu gleichen Teilen auf die Gebiete Physik, Chemie, Literatur, Physiologie oder Medizin und für Friedensbemühungen verteilt wird. Gegründet wurde die Nobelstiftung nach seinem Tod, am 29. Juni 1900.

Für den 10. Dezember als Tag der Nobelpreisverleihung hatte man sich entschieden, weil es der Todestag Alfred Nobels ist.

Ein Preis zum Nutzen der Menschheit

Alfred Nobel, 1833-1896.

Alfred Nobel, 1833-1896.

Oft hört man, Nobel hätte sein Geld der Stiftung vermacht, um sein Gewissen zu beruhigen, um einen Ausgleich für die negativen Auswirkungen zu schaffen, die das Dynamit in Kriegszeiten verursacht hatte. Eine solche Aussage hatte Nobel jedoch nie gemacht. Nobel hatte sein Dynamit nie für Kriegszwecke beabsichtigt, und es wurde auch zu seinen Lebzeiten nicht für Kriegseinsätze verwendet, sondern nur für „zivile“ Sprengungen – etwa beim Straßen- und Brückenbau.

Er legte auch fest, wer die Nobelpreise vergibt: die Nobelpreise für Physik und Chemie werden von der Schwedischen Wissenschaftsakademie vergeben, der Preis für Physiologie oder Medizin vom Carolinska-Institut in Stockholm, für Literatur von der Akademie in Stockholm und der Friedensnobelpreis von einem Ausschuss von fünf Personen, die vom norwegischen Parlament gewählt werden. Er legte auch Wert darauf, dass die jeweils würdigste Person den Preis bekommen sollte und dass dabei nicht auf Nationalitäten geachtet wird. Der Nobelpreisträger muss nicht notwendigerweise ein Skandinavier sein. Dafür wurde Nobel, auch vom damaligen schwedischen König, heftig kritisiert.

Warum der Friedensnobelpreis nicht wie die anderen Preisen von Schweden, sondern von Norwegern vergeben werden sollte, war nie ganz klar. Zu dieser Zeit waren Schweden und Norwegen noch in Personalunion unter schwedischer Führung verbunden und man vermutet, dass Nobel die Norweger für neutraler in der Auswahl der jeweiligen Kandidaten hielt.

Daher wird der Friedensnobelpreis zwar auch am 10.Dezember, aber nicht in Schweden im Zusammenhang mit den anderen Preisen vergeben, sondern diese Verleihung findet alljährlich in Oslo statt.

Seit 1968 gibt es noch einen zusätzlichen Preis, der zusammen mit den Nobelpreisen vergeben wird, den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften. Er wurde von der Schwedischen Reichsbank gestiftet. Man bezeichnet ihn auch als den Wirtschaftsnobelpreis.

Höchste Auszeichnung in seinem Fach

Der Nobelpreis gilt als höchste Auszeichnung in den genannten Disziplinen. Jeder einzelne Preis ist mit einer Million Euro dotiert. Manchmal wird ein Preis auch auf mehrere Personen verteilt, dabei kann jeweils jeder die Hälfte der Summe bekommen oder der Betrag kann auch ungleich auf die jeweiligen Kandidaten aufgeteilt sein. Und darüber hinaus kann der Preis auch an Institutionen oder Verbände vergeben werden. Zusätzlich zu der Geldsumme erhält jedoch Nobelpreisempfänger noch eine Urkunde und eine Medaille mit dem Abbild Alfred Nobels.

Die Bekanntgabe der Nobelpreise erfolgt jedoch schon einige Zeit vorher und dieser Tage genießt ähnlich große Aufmerksamkeit wie die Nobelpreisverleihung selbst. Bekannt gegeben werden die Nobelpreisträger jeweils Anfang bis Mitte Oktober. Kurz bevor die Öffentlichkeit informiert wird, werden die Preisträger selbst telefonisch benachrichtigt.

Die Nobelpreisverleihung selbst ist jedes Jahr ein Großereignis, an dem wichtige Persönlichkeiten und Prominente aus der ganzen Welt teilnehmen und das mit einer Reihe von Traditionen verbunden ist.

Die Kandidaten sind immer im Grand Hotel in Stockholm untergebracht. Sie stehen im Mittelpunkt der Nobelwoche, die schon vor dem 10.12 beginnt und bis zum 13.12. dauert. Vor der Verleihung selbst halten sie in Stockholm Vorlesungen über ihre Arbeit und ihre Person, die auch der Öffentlichkeit zugänglich sind. Darüber hinaus nehmen sie an verschiedenen Veranstaltungen teil und besuchen auch Schulen.

Der 10. Dezember ist dann der Nobeltag, an diesem Tag wird sogar die schwedische Flagge gehisst. Die Preisverleihung erfolgt im Konserthuset am Hötorget in Stockholm. Bei der feierlichen Veranstaltung ist natürlich auch das schwedische Königshaus sowie auch deren Verwandte, so z.B. auch die Nachkommen von Graf Lennard Bernadotte von der Insel Mainau, vertreten. Beim Einzug der königlichen Familie wird die schwedische Königshymne gesungen. Der König hält eine Ansprache, ebenso werden Ansprachen über die Arbeit der Preisträger gehalten, und anschließend vergibt der König die Preise in Form der Urkunde und der Medaille. Zum Schluss wird die schwedische Nationalhymne gesungen und anschließend geht es zum Nobelbankett im Stadshuset.

Hier herrscht eine strenge Sitzordnung, vor allem, wer am Ehrentisch mit der königlichen Familie und den Preisträgern sitzen darf. Das mehrgängige Menü wird im Vorhinein sorgfältig ausgewählt und bis zum Abend geheim gehalten. Der König spricht einen Toast auf Alfred Nobel aus und dann beginnt das Essen. Im Anschluss daran werden nochmal kurze Dankansprachen gehalten und es gibt ein musikalisches Begleitprogramm und zum Schluss folgt der Tanz.

Übertragen wird das Ereignis im ganzen Land, und zwar sowohl die Verleihung als auch das anschließende Nobeldinner.

Die Nobelwoche findet ihren Abschluss mit der Lucia-Feier. Auch im Grand Hotel wird dann speziell für die Nobelpreisträge eine solche Prozession veranstaltet.

Autor(in): Heide – Heide.Walker@conductix.com

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