120 Jahre Industriegeschichte: Die Eriksberg-Werft in Göteborg

Erinnerung: Blockkran der Eriksberg-Werft in Göteborg

Erinnerung: Blockkran der Eriksberg-Werft in Göteborg

Der mächtige Blockkran im Hafen von Göteborg ist die am stärksten ins Auge fallende Erinnerung an die Werft Eriksberg, die mehr als hundert Jahre lang den Industriestandort Göteborg prägte. Als Kulturdenkmal soll der Kran erhalten bleiben, auch wenn er die Werft nur in ihren 10 letzten Lebensjahren begleiten durfte.

Gebaut wurde der fast 80 Meter hohe Kran in Köln, bevor er 1969 auf dem Werftgelände in Göteborg errichtet wurde. Doch nur wenig später begann die große Krise im europäischen Schiffbau, die genau ein Jahrzehnt danach zum Ende der Werft führte. Am 15. Juni 1979 lief das letzte Schiff, ein Tanker, vom Stapel.

Der Ursprung der Werft ist ein 1850 gegründeter Galvanisierungsbetrieb, der u. a. Zulieferer für den Schiffsbau war. Nur wenig später wurde mit dem kompletten Schiffsbau begonnen. Ende Oktober 1873 wurde die erste Dampfbarkasse gebaut. Kurz darauf entstand dank einer Kapitalspritze aus dem vormaligen Betrieb die „Eriksbergs Mekaniska Verkstads AB“. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war Eriksberg mit rund 400 Mitarbeitern die kleinste der drei Göteborger Werften. Passierboote, Dampfbarkassen und –schlepper wurden für den skandinavischen Markt produziert.

Dies änderte sich ab 1915 durch die Übernahme der Werft durch die einflussreiche Reedereifamilie Broström. Inhaber der Aktienmehrheit wurde Daniel Broström, der während des ersten Weltkrieges eine Zeit lang als Minister im Kabinett der schwedischen Regierung diente.

Der weitere Aufstieg der Werft ließ sich auch nicht durch ein Großfeuer im Jahr 1927 stoppen, das einen Teil der Produktionsanlagen zerstörte. Die Werft boomte bis weit nach dem zweiten Weltkrieg. In den 50er und 60er Jahren galt Eriksberg als die ökonomisch erfolgreichste Werft Schwedens. Das Ende kam dann allerdings recht schnell. Anfang der 70er Jahre wurde die Konkurrenz durch die asiatischen Schiffbauer zu groß – das Werftensterben nahm nicht nur in Schweden seinen Lauf. 1975 übernahm der schwedische Staat das Unternehmen und leitete die Abwicklung ein. Vier Jahre später war endgültig Schluss.

Die Erinnerung an den Schiffbau wird in Göteborg aufrecht erhalten. Die Beleuchtung des Blockkrans wurde 2010 von einem internationalen Lichtdesign-Verband als weltbestes Beleuchtungsdesign ausgezeichnet und als „wertvoller Beitrag für die lokale Kultur“ bezeichnet. Und erst seit einigen Wochen erinnern zwei golden schimmernde Schiffsschrauben als neues Kunstobjekt auf dem ehemaligen Werftgelände an die Vergangenheit.

 

Autor(in): Christoph- c.baier@speedmail.se

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